Die Staatsanwaltschaft Braunschweig nimmt wegen des Abgasskandals Volkswagen stärker ins Visier. Die Staatsanwälte hätten ein zweites förmliches Ermittlungsverfahren eröffnet, berichten NDR, WDR und die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag. Dieses Mal werde wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte den Sachverhalt gegenüber dem NDR.

Grund ist das Eingeständnis von Volkswagen, CO2- und Verbrauchswerte von Fahrzeugen der aktuellen Modellpalette manipuliert zu haben. Durch die falschen Angaben seien für die betroffenen Fahrzeuge falsche Kfz-Steuerbescheide ergangen.

Ende September hatte die Staatsanwaltschaft bereits ein Verfahren wegen der Manipulationssoftware in Dieselmotoren der Marke Volkswagen eingeleitet. Allein in Europa muss der Konzern acht Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten rufen. Weltweit sind bis zu elf Millionen Autos betroffen.

Porsche in Bedrängnis

Der Dieselskandal um gefälschte Abgaswerte bringt auch den Sport- und Geländewagenbauer Porsche zunehmend in Bedrängnis. Von den entsprechenden US-Ermittlungen seien nun etwa 13.000 Cayenne-Modelle betroffen, bisher sei man von 3.000 ausgegangen, sagte ein Firmensprecher am Dienstag in Stuttgart. Es gehe um die Cayenne-Dieselmodelle ab 2013, bisher war nur das Modelljahr 2015 im Fokus.

Für Porsche ist das Geschäft mit Dieselwagen eher ein Nebenzweig - die meisten Kunden setzen auf Benzinmotoren. Immerhin etwa ein Viertel des US-Geschäfts mit dem Geländewagen Cayenne entfällt aber auf den Dieselbereich. Für diese Fahrzeuge hatte der Stuttgarter Autobauer Anfang November einen Verkaufsstopp angeordnet.

Audi bestreitet bewusste Fehlinformation

Die VW-Tochter Porsche bezieht ihre Dieselmotoren von Audi. Dort hatte man am Montagabend die Installation eines Programms in 3,0-Liter-TDI-Motoren eingeräumt, das nach US-Standards als illegale Schummelsoftware gilt. Anfang November hatte das Unternehmen noch kategorisch abgestritten, dass die Funktion zum Vorheizen der Abgasreinigung genutzt wurde, "um die Abgaswerte in unzulässiger Weise zu verändern". In den USA erstreckte sich der Diesel-Skandal bisher vor allem auf die 2,0-Liter-Motoren.

Bewusste Fehlinformation weist man bei Audi zurück. "Es bestand eine unterschiedliche Auffassung zur technischen Bewertung des Sachverhalts. Dies ist Gegenstand der aktuellen Diskussion mit den amerikanischen Behörden", sagte ein VW-Sprecher am Dienstag in Hannover der Deutschen Presse-Agentur. Grundsätzlich würden die Aussagen des Konzerns immer auf dem aktuellen Kenntnisstand der jeweiligen Sachlage basieren.