Der europäische Automarkt ist im Oktober langsamer gewachsen. Im vergangenen Monat rollten in der Europäischen Union 1,1 Millionen Neuwagen auf die Straßen, um knapp 3 Prozent mehr als vor einem Jahr, wie der Herstellerverband Acea heute, Dienstag, mitteilte. Im September hatten die Neuanmeldungen noch um rund 10 Prozent zugelegt.

In Österreich brachen die Neuzulassungen im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat gegen den EU-weiten Trend um 6,7 Prozent auf 25.149 Fahrzeuge ein, in den ersten zehn Monaten 2015 gab es einen leichten Rückgang gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres von 0,7 Prozent auf 262.342 Einheiten.

Leichter Rückgang bei VW

Volkswagen lieferte im Oktober um 0,5 Prozent weniger Fahrzeuge aus als vor Jahresfrist. Allerdings lag dies nach Meinung von Analysten nicht am Abgasskandal. Dessen Auswirkungen würden voraussichtlich erst in einigen Monaten sichtbar, glaubt Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY.

Marc-Rene Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg sagte, die Zahlen legten nahe, dass die Abgaskrise noch kein Problem für Volkswagen darstelle. Der Wolfsburger Konzern hatte zugegeben, in großem Stil Abgaswerte bei Dieselautos frisiert zu haben. Europaweit müssen deshalb 8,5 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen werden. Zuletzt war bekannt geworden, dass auch in größerem Umfang Benzinmotoren von den Manipulationen betroffen sind.

Der Marktanteil der Marke VW Pkw schrumpfte im Oktober auf 12,3 (Vorjahr: 12,7) Prozent. Damit liege der Rückgang der Hauptmarke des Wolfsburger Konzerns in einer Größenordnung wie bei der Peugeot-Tochter Citroen und bei Renault, sagte Tonn. Ähnlich büßte die GM-Tochter Opel beim Marktanteil ein. Ein genereller Trend könne daraus nicht abgelesen werden, betonte Tonn.

Premiumhersteller legen zu

Die Premiumhersteller bauten ihre Marktstellung aus. BMW steigerte die Neuregistrierungen im vergangenen Monat um mehr als 13 Prozent. Der Marktanteil des Münchner Autokonzerns kletterte dadurch auf 6,9 (6,3) Prozent. Daimler verkaufte gut ein Fünftel mehr von seinen Autos, der Marktanteil legte um einen Punkt auf 6,2 Prozent zu.

Die Autohersteller müssten sich in den kommenden Monaten auf ein niedrigere Wachstumsraten einstellen, sagte Fuß. "In den großen Märkten ist inzwischen ein hohes Absatzniveau erreicht, von dem aus weiteres starkes Wachstum unwahrscheinlich erscheint" sagte Fuß. Zudem fielen die Aufholeffekte in den ehemaligen Krisenländern Südeuropas niedriger aus. Dennoch sei der europäische Neuwagenmarkt insgesamt in guter Verfassung. Dank niedriger Zinsen, günstiger Spritpreise und hoher Rabatte werde die Nachfrage auch mittelfristig steigen. Unklar ist nach Meinung von Experten noch, ob sich die Terror-Anschläge in Paris auf das Konsumklima in Europa auswirken werden.

Für die Hersteller dürfte ein schwächeres Wachstum in Europa vorerst kein Problem sein. Denn sie können die Wachstumsdelle durch Zuwächse in anderen Regionen wettmachen: In USA legten die Neuzulassungen im vergangenen Monat um fast 14 Prozent zu. Zudem hat der weltgrößte Pkw-Markt China seine Schwäche inzwischen überwunden. Die Neuregistrierungen legten dort im Oktober um 15 Prozent zu, weil die Regierung den Verkauf von Autos mit kleineren Motoren fördert.