Es gibt einen neuen Giganten am Biermarkt. Der britische Brauereikonzern SABMiller hat sich mit der Übernahme durch den Weltmarktführer Anheuser-Busch InBev aus Belgien einverstanden erklärt. Es sei eine "Grundsatzeinigung" zwischen beiden Konzernen getroffen worden, teilte das britische Unternehmen am Dienstag mit. Anheuser-Busch soll demnach 71 Milliarden Pfund (96 Milliarden Euro) zahlen, etwas mehr als das am Montag vorgelegte vierte Angebot.

Treibende Kraft hinter der Fusion ist der reichste Brasilianer, Jorge Paulo Leman. Bier spielt im ökonomischen Leben des passionierten Antialkoholikers seit jeher eine zentrale Rolle.

Schon 1989 übernimmt er den brasilianischen Branchenprimus Brahma, 52 Milliarden US-Dollar investiert Lemann 2008 in den weltgrößten Bierbrauer Anheuser-Busch InBev (Beck’s, Löwenbräu, Budweiser) mit Sitz in Brüssel. Lemanns Investfirma 3G Capital wird zum Hauptaktionär, der ehemalige Tennis-Profi zum wichtigsten Lenker des Konzerns. Gleichzeitig gilt der „spannendste Milliardär“ (Forbes) der Welt als treibende Kraft hinter der Übernahme des global zweitgrößten Bierbrauers SABMiller mit seinen Marken wie Pilsner Urquell, Gambrinus oder Grolsch.

Angebot wurde aufgestockt

Die Verlockung für Lemann & Co. war groß. Ein Drittel des Bier-Weltmarktes wird der neu fusionierte Konzern mit einem Schlag kontrollieren, zudem kann Anheuser durch den Kauf auch auf dem aufstrebenden afrikanischen Markt Fuß fassen.

Doch der britische Übernahmekandidat zierte sich lange. Mehrmals schlug man das Angebot von Anheuser aus, zuletzt lag dieses bei rund 100 Milliarden US-Dollar. Die Aktionäre von SABMiller blieben lange standhaft. Doch AB InBev hat daher gestern abermals nachgelegt und das Angebot auf umgerechnet 58,7 Euro je SAB-Aktie erhöht. Die beiden größten SABMiller-Aktionäre Altria und BevCo sollen 34,2 Euro in bar und Aktien erhalten. Dienstagfrüh wurde erneut nachgebessert. Das konnte die SABMiller-Aktionäre schließlich überzeugen. Sie stimmten zu.

Milliardenschwere Bieterschlachten

Bieterschlachten prägten bereits die vergangenen Jahre in der globalen Brauindustrie – und sind auch SABMiller nicht fremd. Monatelang buhlte der britische Konzern im Jahr 2011 um den australischen Kult-Brauereiriesen Foster’s und musste einen Rückschlag nach dem anderen hinnehmen. Druck und Kaufpreis stiegen unaufhörlich, bis SABMiller schließlich am Ziel war. Knapp acht Milliarden Euro wurden lockergemacht.

Es ist ein merkwürdiger Wettlauf um Größe, der im globalen Biermarkt Platz gegriffen hat. Denn viele der jüngsten Übernahmen und Übernahmeversuche wurden mit dem Argument versehen, dass man sich selbst gegen Übernahmen absichern wolle. Auch hierfür dient SAB als Paradebeispiel. Im Vorjahr wollte der Riese die weltweite Nummer drei, den niederländischen Heineken-Konzern (auch Mutter des mächtigen österreichischen Marktführers Brauunion), schlucken, blitzte aber ab. Erst vor wenigen Tagen hat wiederum Heineken vom britischen Spirituosenkonzern Diageo für knapp 700 Millionen Euro Teile des Biergeschäfts erworben.

Konzentration nimmt zu

Wohin dieser Wettlauf führt, lässt sich eindrucksvoll aus dem aktuellen „Barth-Report“ ablesen: Die Konzentration auf dem globalen Biermarkt legt rasant zu. Zum Vergleich: 1990 haben sich die fünf weltgrößten Bierkonzerne (AB InBev, SABMiller, Heineken, Carlsberg und China Resources Breweries) 25 Prozent des Weltmarktes „aufgeteilt“, im Vorjahr waren es bereits 52 Prozent. Die 40 größten Brauereigruppen vereinen zusammen knapp 83 Prozent des Weltbiermarktes auf sich.