Vor exakt drei Jahren stand der Feuerwehr-Ausrüster Magirus-Lohr in Kainbach bei Graz vor dem Aus, die Produktion sollte in die Zentrale nach Ulm siedeln. Wie steht man heute da?
ANDREAS KLAUSER: Wir haben trotz aller Unkenrufe das Ruder herumgerissen. Ende 2012, als ich entschieden habe, Kainbach doch nicht zuzusperren, war uns der Weg in die Zukunft selbst noch nicht ganz klar. Heute sind die Auftragsbücher bis Ende 2016 voll. Damals standen die 110 Arbeitsplätze auf der Kippe, heute stehen wir bei 150 Mitarbeitern und wollen weiter ausbauen.

Haben die Feuerwehren also wieder genug Geld für neue Fahrzeuge?
KLAUSER: Nicht unbedingt, wir haben uns auf deutlich mehr Standbeine gestellt. Wir fertigen in Kainbach fast 150 Spezialfahrzeuge im Jahr und bauen jetzt auch Komponenten wie Alu-Mannschaftskabinen für die Zentrale in Ulm. Weil viele Kommunen genau aufs Geld schauen, haben wir uns auch darauf spezialisiert, ältere Feuerwehrfahrzeuge rundum zu erneuern und mit neuer Technik auszustatten.

Andreas Klauser ist seit 2009 Präsident von Case und Steyr weltweit
Andreas Klauser ist seit 2009 Präsident von Case und Steyr weltweit © CNH

Das heißt, man spürt den Spardruck der Kommunen?
KLAUSER: Insofern, dass sie die bestmögliche Technik zum billigsten Preis wollen. Da haben wir Vorteile, weil wir vom Iveco-Motor bis zur Spezialausrüstung alles aus dem Haus liefern können. Eines ist klar: Mit veralteten Geräten wird man die Motivation der Freiwilligen nicht hochhalten können. Wer da zu viel spart, hat bald keine Freiwillige Feuerwehr mehr.

Braucht deshalb jede Kleingemeinde ihr Feuerwehrauto?
KLAUSER: Es geht um anderes: Das Budget des Bundesheeres ist mittlerweile derart gesunken, dass immer mehr Katastrophen-Aufgaben nun von der Feuerwehr übernommen werden müssen. Das braucht auch Ausrüstung.

Sie waren im Fiat-Konzern zuletzt neben der Feuerwehrsparte für Iveco und Traktoren und Baumaschinen von Case und Steyr zuständig. Behält man da noch den Überblick?
KLAUSER: (lacht) In der Phase der Integration aller Marken unter dem Namen CNH-Industrial hatte ich zwischenzeitlich sieben CEO-Posten gleichzeitig, da habe ich mich Anfang des Jahres mit dem Oberboss (Anm: Fiat-Chef Sergio Marchionne) unterhalten und ausgemacht, dass wir jetzt fokussieren. Meine Aufgabe war es, all diese Marken mit 42.000 Mitarbeitern unter einen Hut zu bringen.

Für wie viele Mitarbeiter sind sie heute der Chef?
KLAUSER: Für fast 20.000 weltweit bei Iveco Magirus, Case und Steyr.

Welche Sparten laufen gut?
KLAUSER: Bei den Nutzfahrzeugen ist es vor allem der Kleintransporter Iveco Daily – der Bereich der Expresszustellungen boomt. Bei Baumaschinen (Case) kommt schön langsam das Geschäft zurück, es wird in Infrastruktur investiert, selbst in Spanien und Portugal wird wieder mehr gebaut.

Wo sind die Sorgenkinder? Vermutlich wohl die Landwirtschaft.
KLAUSER: Ja, Traktoren und Erntemaschinen sind erstmals weltweit eine Herausforderung. Früher gab es stets gute und schwächelnde Märkte. Durch die weltweit gesunken Rohstoffpreise schwächeln heute alle Gebiete von Nordamerika über China bis nach Europa.

In Österreich sanken heuer die Traktor-Neuzulassungen im Vergleich zu 2012 um 30 Prozent.
KLAUSER: Da sieht man, dass die Bauern mit Getreide oder Milch fast kein Geld verdienen. Bei Steyr ist der Rückgang nicht so dramatisch, wir werden bei einem Minus von 10 bis 15 Prozent landen.

Was heißt das für die Steyr- und Case-Produktion in St. Valentin?
KLAUSER: Wir haben keinen einzigen der 640 Mitarbeiter gekündigt. Stattdessen haben wir das im Frühjahr mit Kurzarbeit geschafft. Ab sofort bauen wir in Österreich neue Traktormodelle, mit dem „Case Optum“ nun auch Traktoren bis 300 PS. Das alles führt wieder zu einer guten Auslastung.

Der VW-Skandal erschüttert den Dieselmarkt. Führt am Diesel bei Nutzfahrzeugen ein Weg vorbei?
KLAUSER: Nein, am Diesel führt kein Weg vorbei. Bei Kraftstoff- und Abgas-Reduktion ist auch auf legalem Wege noch viel möglich. Aber bei Drehmoment und Robustheit, kann einem Dieselmotor nichts das Wasser reichen.
INTERVIEW: ULRICH DUNST