Der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestle steht vor einer milliardenschweren Fusion seines Speiseeis-Geschäfts mit dem Wettbewerber R&R Ice Cream. Im Lauf des kommenden Jahres wollten die Firmen mit Marken wie Mövenpick, Häagen-Dazs und Rowntree's ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, bestätigte Nestle am Montag Informationen der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine mit den Plänen vertraute Person bezifferte das Volumen des Deals auf 3 Milliarden Euro. Der Schweizer Konzern, der damit seinen Umbau hin zu renditestarken Geschäftsfeldern fortsetzt, wollte sich dazu nicht äußern.

Der Speiseeis-Markt ist im Umbruch: Bisher dominieren Nestle und der Rivale Unilever etwa ein Drittel der Branche. Doch die Geschmäcker der zunehmend gesundheitsbewussten Konsumenten ändern sich und öffnen damit Nischen für kleinere Anbieter. Erst vergangene Woche hatte Unilever die Übernahme des italienischen Premium-Eisherstellers Grom angekündigt. Nestle erwirtschaftet nach Einschätzung von Analysten in der Sparte weltweit pro Jahr rund 4 Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) - bei einem Konzernumsatz von 94 Milliarden Dollar. Der Rivale R&R Ice Cream gehört zur französischen Beteiligungsgesellschaft PAI.

Gute Beziehungen

Nestle will in die gemeinsame Firma mit weltweit mehr als 10.000 Beschäftigten das Speiseeis-Geschäft in Europa, Ägypten, den Philippinen, Brasilien und Argentinien, sowie Teile seines europäischen Tiefkühlgeschäfts einbringen. Der Konkurrent R&R soll komplett in der neuen Firma aufgehen. Nestle-Chef Paul Bulcke hob die langen guten Beziehungen zu dem Rivalen mit Sitz in Großbritannien hervor. "Wir freuen uns über die Gespräche mit R&R und dessen Eigentümer PAI", sagte er. Der Verwaltungsrat des neuen Unternehmens solle zu gleichen Teilen von Vertretern beider Firmen besetzt und von Nestle-Manager Luis Cantarell angeführt werden.

Der Zusammenschluss der beiden Firmen ist dem Insider zufolge der erste Schritt in dem geplanten Umbau: In einigen Jahren wolle sich PAI gänzlich von dem Geschäft trennen und Nestle das Unternehmen in der Folge an die Börse bringen. Beraten werde der Schweizer Konzern bei dem Deal von Credit Suisse beraten, PAI von Rothschild.

Gebremstes Wachstum

Der weltgrößte Lebensmittelkonzern mit Marken wie Nescafe, Nespresso, Kitkat oder Maggi war zuletzt nicht mehr so schnell gewachsen wie gewohnt. Das währungsbereinigte organische Wachstum lag im ersten Halbjahr bei 4,5 Prozent und damit unter dem Mittelfristziel von fünf bis sechs Prozent. Nun will sich das Unternehmen verstärkt auf renditestarke Bereiche konzentrieren und hatte sich in den vergangenen Jahren im Zuge dessen bereits von schwächelnden Bereichen wie einem Großteil der Diätsparte Jenny Craig oder der Sportnahrungsmarke Power Bar getrennt.