Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat ihre Wachstumsprognose für Österreich für das laufende Jahr von 0,7 Prozent bestätigt. Das Wachstum liege aber unter dem Durchschnitt der Eurozone, was zusätzliche Impulse verlangen könne, sagte OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag in Alpbach. Die Auftragseingänge der Unternehmen seien wieder positiv.

"Wir haben eine bessere Wirtschaftslage als vor der Krise, im Vergleich aber ein schwaches Wachstum", so Nowotny. Bei den Unternehmen und Haushalten in Österreich könne eine Zunahme der Kredite beobachtet werden. Dies sei "ein gutes Zeichen", weil es sich um einen Vorlaufindikator handle.

Der OeNB-Gouverneur sprach sich auf Nachfrage nicht für ein Konjunkturpaket aus, sondern verwies auf "längerfristige Entwicklungen", die nicht von heute auf morgen stattfinden. Von den internationalen Entwicklungen, etwa in China, könnte etwa der Automobilzuliefersektor in Österreich betroffen sein. "Wir müssen uns breiter aufstellen." Den Zusammenhang zwischen Industrie und Forschung müsse man "sehr viel stärker betonen" und auch die Clusterbildung forcieren.

Bürokratie überprüfen

Angesichts der Wachstumsschwäche plädierte Nowotny dafür, die öffentliche Administration und Bürokratie zu überprüfen. Die Verbesserung des Zusammenspiels zwischen Bund, Ländern und Gemeinden sei "eine sehr gute Aufgabe für die Sozialpartner". Auch die Finanzierung des Sozialsystems könnte auf eine wachstumsfreundlichere Weise erfolgen.

Nowotny erinnerte daran, dass auch der Wohnbau ein wichtiger Konjunkturträger sei. Die Wohnbauinitiative der Regierung sei noch nicht umgesetzt. Dies müsse "möglichst rasch" geschehen. Es gebe in manchen Städten, etwa Wien, "einen erheblichen Bedarf".

Als positiv für Österreich bezeichnete der OeNB-Gouverneur die Entwicklung in Osteuropa. Die Wirtschaftsforscher rechnen dort heuer mit einem "robusten Wachstum" von 3,3 Prozent. Die negative Wirtschaftsentwicklung in Russland und der Ukraine sollte "man in der Bedeutung für Österreich nicht überschätzen", so Nowotny.

Hohe Unsicherheit

Die Weltwirtschaft hat zuletzt an Fahrt verloren. "Es herrscht derzeit eine erhebliche Unsicherheit und man weiß nicht, ob das ein Schlagloch oder ein Erdrutsch ist", sagte EZB-Rat und OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny am Freitag in Alpbach. Dabei beschäftige weniger China, sondern die Entwicklungen der Emerging Markets insgesamt. "Übertriebene Befürchtungen sind aber nicht angemessen", meinte er.

Zu den aktuellen Turbulenzen in China bezog sich Nowotny auf ein Gespräch mit dem Chef der Bank of China: Das Auf und Ab der Börsen zeige, dass China erst lernen müsse, mit Märkten umzugehen, so Nowotny. Wobei der Börseneinbruch nicht fundamental zu sehen sei, sondern als Folge einer übermäßigen Deregulierung. Die massiven Käufe auf Pump erinnern an die Subprime-Krise in den USA. Die Kreditvergabe in China sei nun aber wieder eingeschränkt worden.

Fortschritte in Griechenland

Positive Worte fand der Notenbanker für Griechenland, das "durchaus positive Erfolge" erzielt habe. Er sieht aber ein gewisses Zeitproblem angesichts der dortigen Regierungsumbildung. Für Oktober sei die erste Überprüfung festgelegt, dann kann erst wieder Geld fließen. "Es wird sich zeigen, ob wir eine handlungsfähige Regierung haben, mit der die Überprüfung (Review) gemacht werden kann", sagte Nowotny.

Der EZB-Rat erwartet weiterhin eine Mini-Inflationsrate in der Eurzone, die ein, zwei Monate lang auch negativ ausfallen könnte. Wichtig sei der Unterschied zwischen Kerninflation (ohne Energiekosten) und der Gesamtinflation. "Man muss es ganz nüchtern sagen, den Ölpreis kann eine Notenbank nicht bestimmen", so Nowotny. Der Absturz des Ölpreises hat die Inflationsrate in der Eurozone immer weiter hinuntergedrückt, die Europäische Zentralbank rechnet nun für das laufende Jahr mit einer Teuerungsrate von 0,1 Prozent. Für 2016 wird eine Kerninflation von 1,1 Prozent und eine Gesamtinflation von 1,3 Prozent erwartet. Man könne also das Thema Inflation "in gewisser Ruhe" betrachten, so Nowotny.