Obi Deutschland und der Grazer Immobilienentwickler Supernova übernehmen 70 von 105 Baumax-Filialen, davon 49 in Österreich: Insider gehen davon aus, dass der Abschluss des Handels im Oktober erfolgen werde.

Viele Fragen sind derzeit unbeantwortet – allen voran: Wie viele der 3800 österreichischen Arbeitsplätze verloren gehen, darüber wollten gestern weder Baumax noch Obi reden. Es ist davon auszugehen, dass Mitarbeiter bereits beim AMS-Frühwarnsystem zur Kündigung angemeldet worden sind, der „Kurier“ berichtet von 1100 betroffenen Mitarbeitern, darunter auch 72 Lehrlinge.

Wie viele Beschäftigte letztlich tatsächlich ihren Arbeitsplatz verlieren werden, muss sich zeigen. Offizielle Angaben von Baumax oder Obi gibt es dazu jedenfalls noch nicht. Insgesamt könnten aber mehr Mitarbeiter betroffen sein, als bisher angenommen.

Den Regionalstellen des Arbeitsmarktservice AMS habe Baumax mitgeteilt, dass die Kette in den vergangenen drei Monaten durchschnittlich 3674 Mitarbeiter beschäftigt habe, davon 275 Lehrlinge.

Massiver Abbau in der Zentrale

Nach dem Verkauf von bauMax an den Konkurrenten Obi und Supernova werde die Filiale in Klosterneuburg erhalten bleiben, sagte Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP) zur APA unter Hinweis auf Informationen von CEO Michael Hürter. In der bisherigen Unternehmenszentrale soll der Mitarbeiterstand demnach allerdings von derzeit 280 bis zum Frühjahr 2016 auf 35 reduziert werden.

Dieser starke Wegfall an Arbeitsplätzen bedeute - neben den Einzelschicksalen jener, die den Job verlieren - für die Stadt, dass rund eine halbe Million Euro an Kommunalsteuern entfallen werden. Das müsse nun budgetmäßig geplant werden, so Schmuckenschlager.

Der Bürgermeister erinnerte an die Leistungen der Familie Essl, die über Jahrzehnte hinweg ein attraktiver Arbeitgeber in der Stadt gewesen sei und auch durch ihre Sozialstiftung und ihr kulturelles Engagement - Essl Museum - beeindruckte. Sollte das Büro des bauMax-Headquarters in weiterer Zukunft ganz aufgelöst werden, so hoffe er, dass sich ein neues Unternehmen für den verkehrsmäßig hervorragend angebundenen Standort finde.

Obi-Märkte wohl aus Deutschland betreut

Der Konzernbetriebsrat von Obi-Deutschland geht davon aus, dass es in den rund 70 Märkten, die übernommen werden, keinen Stellenabbau geben wird. Allerdings habe Obi schon in der Vergangenheit die Länderzentralen außerhalb Deutschlands restrukturiert. Es sei daher naheliegend, dass die Märkte künftig von Deutschland aus betreut werden, so der deutsche Obi-Betriebsratschef Bernhard Groening am Montag zur APA. Obi hat im Vorjahr seine Österreich-Zentrale deutlich abgespeckt. 73 der 118 in der Zentrale in Wien beschäftigten Mitarbeiter wurden damals beim AMS Wien zur Kündigung angemeldet.

Laut Insidern soll das Closing, also der endgültige Abschluss des Deals, im Oktober erfolgen. Erst danach, wenn die Übernahme abgeschlossen ist, sollen Medien und Öffentlichkeit informiert werden, die Mitarbeiter hingegen wissen in groben Zügen schon Bescheid. Hintergrund der Geheimniskrämerei seien unter anderem die enorme Komplexität der Transaktion und verschachtelte Konstruktionen, teilweise seien die Baumärkte nur Superädifikat, stünden also auf fremden Grundstücken, heiß es von informierter Seite zur APA.

Bauhaus und Hornbach mit Interesse an restlichen Märkten

Für jene rund 30 Märkte und deren Mitarbeiter, die Obi nicht fortführen will, soll es noch "berechtigte Hoffnung" geben. Laut Medienberichten haben die Mitbewerber Bauhaus und Hornbach Interesse. Hornbach-Sprecher Florian Preuß dämpfte aber die Erwartungen. Auch in Deutschland habe Hornbach nach der Pleite von Praktiker und Max Bahr nur sechs Filialen übernommen. Man wolle zwar wachsen, aber nicht um jeden Preis. "Die Unternehmensphilosophie lautet: Nur erstklassige Standorte", so Preuß am Montag zur APA. Hornbach eröffnet im Herbst in Klagenfurt seinen 13. Markt in Österreich.

Am klassischen Do-it-yourself-Markt gibt es mit bauMax, Obi, Hornbach und Bauhaus derzeit vier Konkurrenten. bauMax ist mit über 30 Prozent Marktanteil Marktführer, erklärte Unternehmensberater Andreas Kreutzer von Kreutzer, Fischer und Partner Consulting auf APA-Anfrage. Dahinter folge Obi. Um den dritten Platz nach Umsätzen liefern sich Hornbach und Bauhaus ein Duell. Zu den Heimwerkermärkten kommen aber noch Baustoffhändler wie Hagebau, Sochor oder auch Lagerhaus.

Zusammenschluss noch nicht formal angemeldet

Die bauMax-Übernahme durch Obi hängt noch von der Zustimmung der Kartellbehörden ab. Wegen der Wettbewerbssituation rechnen Kartellexperten mit Auflagen. Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) kündigte bereits eine rasche Entscheidung an. Bis Montagmittag war der Zusammenschluss bei der BWB aber noch nicht formal angemeldet, bei der EU-Kommission in Brüssel hingegen liegt laut "Manager Magazin" bereits seit längerem ein Genehmigungsantrag vor.

In der "Presse" sagte BWB-Chef Theodor Thanner kürzlich, bei der Prüfung auch die Arbeitsplätze im Auge zu haben. Durch Obi sind laut "Kurier" zumindest 2.800 der 3.800 österreichischen bauMax-Stellen gesichert. Obi gehört mehrheitlich zum deutschen Handelskonzern Tengelmann und ist am Heimatmarkt Deutschland nach eigenen Angaben mit 353 Standorten Marktführer. Die europaweit mehr als 500 Märkte erzielten 2014 einen Umsatz von rund 6,7 Mrd. Euro.

Weiter warten auf Zahlen für 2014

Seit Freitag ist der Kaufvertrag für rund 70 von 106 bauMax-Standorten in Österreich, Slowakei, Slowenien und Tschechien unterschrieben. In Österreich kauft der Grazer Fachmarktbetreiber Supernova einen Großteil der Baumärkte und vermietet sie an Obi weiter. Laut "Kurier" soll der am Freitagabend unter Dach und Fach gebrachte Deal fünf bauMax-Filialen in Tschechien, 14 Märkte in der Slowakei, zwei in Slowenien und 49 Standorte in Österreich umfassen.

Supernova-Chef Frank Albert hatte am Sonntag als Erster die Übernahme bestätigt. "Wir sind die zukünftigen Vermieter", sagte er zur APA. Die Medienberichte würden grundsätzlich stimmen. Details nannte er aber unter Verweis auf umfassende Stillschweigevereinbarungen nicht.

Die Heimwerkerkette bauMax, fast 40 Jahre lang im Besitz der Gründerfamilie Essl, hatte sich ab 1992 bei der Expansion in Osteuropa überhoben. Die Wirtschaftskrise hatte die Verluste dann in die Höhe schießen lassen. Im Jahr 2013 hat bauMax einen Verlust von 189 Mio. Euro erlitten. 2012 lag das Minus bei 126 Mio. Euro und im Jahr 2011 bei 47 Mio. Euro. Für 2014 liegen noch keine Zahlen vor.