Einen Buchwert von 130 Millionen Euro hatte die Hypo Österreich, als sie 2013 zum Verkauf stand. Mit einem Kaufpreis von 65,5 Millionen Euro machte die Holding des britisch-indischen Unternehmers und Arztes Sanjeev Kanoria das Rennen. Damals von vielen als „Schnäppchen“ bezeichnet, unterstreicht das auf dem ersten Blick auch der aktuelle Halbjahresbericht der heutigen Austrian Anadi Bank. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stieg in den ersten sechs Monaten auf 22,8 Millionen Euro (2014: 6,3 Millionen Euro). Der Gewinn nach Steuern kletterte im Jahresvergleich von 4,7 auf 16,4 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2010 machte die Hypo Österreich noch einen Verlust von 108 Millionen.

Trotz dieses Gewinnsprungs herrscht Unruhe in der Bank. Im Sommer musste Vorstandschef Martin Czurda gehen, ihm folgte mit 1. Juli Christoph Raninger, der frühere Treasury-Vorstand der ÖVAG, an der Spitze der Bank. Komplettiert wird der Vorstand durch Werner Grillitsch und Gerhard Salzer, die beide schon bei der „alten“ Hypo waren.

Gewinn dank Heta

Jetzt halten sich Gerüchte über Kündigungen – kolportiert wird der Abbau von 100 Mitarbeitern. „Keine Stellungnahme“, sagt Anadi-Sprecher Johannes Stollberger. „Es gibt aber auch kein Dementi dazu.“ Derzeit hat die Bank rund 430 Mitarbeiter mit 14 Filialen in Kärnten und je einer in Salzburg, Wien und Graz. Die künftige Ausrichtung der Bank werde ständig evaluiert, so Stollberger. Ob etwa der Filialbereich zurückgefahren wird, will er nicht sagen.

Das Halbjahresergebnis sei „trotz Widrigkeiten und Umständen“ solide. Operativ hinkt man den Erwartungen aber offenbar deutlich hinterher. Zu dem Gewinnsprung führten höhere Zinserträge: „Schließung und Auflösung derivater Kontakte“ mit der Heta brachten positive Effekte in Höhe von 36,2 Millionen Euro, heißt es im Halbjahresbericht.

Für die Pfandbriefstellen der Landes-Hypo muss die Anadi Bank im Ausmaß von 77,5 Millionen Euro geradestehen, hier sind Wertberichtigungen in Höhe von 27,2 Millionen Euro in der Bilanz. Für die Heta-Thematik wurden bestehende Wertberichtigungen von 15,7 Millionen um weitere 11,5 Millionen Euro erhöht. Die Bank leidet auch unter den Folgen des Heta-Moratoriums und dem erneuten Downgrading Kärntens.

WOLFGANG FERCHER