Die Deutsche Bank knöpft sich wegen der milliardenschweren Zinsaffäre die Top-Manager vor. Der Aufsichtsrat unter Leitung von Paul Achleitner habe bei seiner jüngsten Sitzung in New York beschlossen, dass frühere und aktive Vorstände des Geldhauses abermals erhebliche Abstriche bei ihrer Vergütung verschmerzen müssten, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen der Agentur Reuters am Freitag.

Die langfristigen erfolgsabhängigen Gehaltskomponenten aus früheren Jahren, die 2015 teilweise zur Auszahlung anstünden, würden eingefroren. Davon ausgenommen sind nur jene Manager, die neu in den Vorstand aufgerückt sind: Vorstandschef John Cryan, Finanzchef Marcus Schenck und Privatkundenchef Christian Sewing. Ein Banksprecher wollte sich zu den Informationen nicht äußern.

Einen solchen Bonus-Aufsichtsratsbeschluss gab es bereits im vergangenen Jahr wegen der unzähligen Rechtsstreitigkeiten. Nun geht es den Insidern zufolge konkret um die Affäre mit manipulierten Zinssätzen, die die Bank zuletzt eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar (2,28 Milliarden Euro) nur für die angelsächsischen Regulierer kostete.

Fixgehalt nur geringer Einkommens-Teil

Zusammen mit dem früheren Beschluss liegt einem der Insider zufolge eine Summe von etwa 16 Millionen Euro auf Eis. Im Top-Management macht das Fixgehalt seit Jahren nur noch einen geringen Teil der Gesamtvergütung aus. Die einbehaltenen Prämien sind für die Betroffenen noch nicht verloren, sie könnten das Geld zu einem späteren Zeitpunkt bekommen. Die Bank will zunächst aber ausführlich prüfen, wer bei den unzähligen Skandalen welche Rolle gespielt hat.

Für die jüngste Entscheidung im Aufsichtsrat spielt der Bericht der Finanzaufsicht BaFin zum Zinsskandal eine wichtige Rolle. Darin wird teils deutliche Kritik an Einzelpersonen geübt. Neben dem inzwischen abgetretenen Co-Vorstandschef Anshu Jain gehören dazu unter anderem die weiter amtierenden Vorstände Stefan Krause, Stephan Leithner und Henry Ritchotte.

Zu Milliardenstrafen an die Behörden, etwa im Zuge des Zinsskandals, kommen für den Konzern weitere Belastungen hinzu, die sich quasi zu dauerhaften Kosten entwickelt haben: So zahlt die Bank pro Jahr 150 Mio. Euro für ihre gut beschäftigte interne Rechtsabteilung und 350 Millionen Euro für externe Anwälte, wie einer der Insider sagte.

Mächtige Rückstellungen

Die Rückstellungen für künftig erwartete Strafzahlungen liegen noch immer bei 3,8 Milliarden Euro, Tendenz steigend, wie die Deutsche Bank erst am Donnerstag mitgeteilt hatte. Cryan, der am 1. Juli den glücklosen Anshu Jain abgelöst hatte, sprach von verschwenderisch hohen Kosten - auch weil die Bank viel zu komplex und ineffizient sei.

Er feilt derzeit an den Details der neuen "Strategie 2020", die spätestens Ende Oktober bekanntgegeben werden sollen. Beschlossen ist einem der Insider zufolge inzwischen der Rückzug aus sechs Ländern, in denen die Deutsche Bank keine große Repräsentanz hat: Finnland, Dänemark, Norwegen, Malta, Peru und Neuseeland. Der Rückzug aus bis zu sechs weiteren Ländern werde noch geprüft. Die Bank wollte sich zu diesen Informationen nicht äußern sondern bekräftige, Entscheidungen würden bis Ende Oktober veröffentlicht.