Trotz einer Witterungs-Zitterpartie hat es schlussendlich österreichweit keine nennenswerten wetterbedingten Ernteausfälle beim Getreide gegeben. Es werden 3,3 Millionen Tonnen eingefahren, so die Agrarmarkt Austria (AMA). Beim Mais gibt es aber ein Ernteminus von einem Fünftel verglichen zu 2014 - wegen geringerer Flächen und wegen des zu spät gekommenen Regens der vergangenen Tage.

"Die Erträge fallen sehr zufriedenstellend aus", sagte AMA-Vorstandschef Günter Grießmayr. AMA-Aufsichtsratschef Franz Stefan Hautzinger zufolge gab es in der Wachstumsperiode "Phasen, die das Schlimmste befürchten ließen. Aber die Situation hat sich immer wieder entspannt. Es war eine Zitterpartie vom Anfang bis zum Ende - jetzt haben wir das Korn im Silo. Wir Getreidebauern dürfen mit der Ernte zufrieden sein.

Bei Kulturen, die noch länger am Feld sind, wie Mais, Erdäpfel, Zuckerrübe und Sojabohne droht wegen der Trockenheit zuletzt allerdings in manchen Regionen ein Totalausfall. Vor allem in der Osthälfte Österreichs war es zuletzt zu trocken - was für die Getreideernte gut war, für das Wachstum der weiteren Kulturen aber nicht.

Verschiebungen bei den Anbauflächen

Bei den Anbauflächen ist es heuer zu deutlichen Verschiebungen gekommen. Gründe sind von den Bauern aufgrund der Preise geortete Verdienstchancen und das Aus von Neonicotinoiden als Pflanzenschutzmittel (Beizmittel). So wurde weniger Körnermais (minus 14.142 Hektar/7,1 Prozent), Raps (minus 15.266 Hektar/28,9 Prozent) und Weichweizen (minus 10.633 Hektar/3,8 Prozent) angebaut und die Produktion hinverschoben zu Hartweizen (plus 5.009 Hektar/35,7 Prozent), Wintergerste (plus 5.585 Hektar/6,8 Prozent) und Soja (plus 13.138 Hektar/30 Prozent).

Österreichweit werden heuer auf 1,04 Millionen Hektar Getreide, Mais, Öl- und Eiweißpflanzen angebaut, praktisch gleich wie im Jahr davor. Wegen der sich ändernden klimatischen Bedingungen müsse man einerseits auf trockenheits- und hitzeresistentere Sorten setzen, so Hautzinger. Anderseits gehe es darum, "noch intensiver an einer Art Einkommens- und Erlösversicherung zu arbeiten". Kommendes Jahr soll ein Pilotprojekt mit Weizen und ausgewählten Betrieben starten. Wenn die Erträge unter ein gewisses Niveau fallen, würde die Risikoversicherung schlagend. Neben dem bäuerlichen Anteil soll es einen staatlichen Anteil geben. Bei der Hagelversicherung werden 50 Prozent von Bund und Ländern zugeschossen.

Millionen-Schaden

Mit der derzeit geringer als im Vorjahr eingeschätzten Maisernte geht die AMA von einer Gesamtmenge von 5,1 Millionen Tonnen aus.

Auch in der EU blieb die Getreidefläche unverändert, die Ölsaatenfläche ging leicht zurück. Die Ernteschätzung wurde erst gestern von der EU-Kommission wegen der Trockenheit und Hitze zuletzt zurückgenommen, die Produktion dürfte aber den Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre um 2,5 Prozent übersteigen - mit rund 301,7 Millionen Tonnen.

Am Weltmarkt wird 2015/16 mit einem Rückgang der Produktion um 2,1 Prozent oder rund 40 Millionen Tonnen auf etwa 1970 Millionen Tonnen gerechnet.

Während die AMA-Vertreter heute keine alarmierende Situation orteten und von bisher 30 Millionen Euro Schäden durch Wetterereignisse, erhoben von der Hagelversicherung, sprachen, sah die Hagelversicherung selbst in einer Aussendung die Lage alarmierender - bezogen auf die Herbstkulturen. "Mehr als 30 Millionen Euro Schaden in der Landwirtschaft durch die schweren Hagelereignisse bis Ende Juli zeigen, wie verletzbar die Landwirtschaft ist", so Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung. Er sprach von einer derzeit "dramatischen Dürresituation in weiten Teilen Österreichs". Ganz konkret geht es um Herbstkulturen wie Mais, Kürbis oder Kartoffel und Zuckerrübe im Nordosten Österreichs, Teilen Kärntens und dem Burgenland, sagte ein Sprecher auf Nachfrage.

"Wir rechnen aus heutiger Sicht mit rund 100 Millionen Euro Dürreschäden in der Landwirtschaft. Derartige Wetterextreme sind mittlerweile keine Ausreißer und keine Jahrhundertereignisse mehr", so Weinberger.