Der österreichische Öl- und Gaskonzern OMV steigt aus dem Bohrprojekt in der kroatischen Adria aus. Die OMV und ihr US-Partner Marathon Oil, die sich sieben Lizenzen für die Erkundung von Öl- und Gasvorkommen gesichert haben, werden die Konzessionsverträge nicht unterzeichnen. Die OMV bestätigte entsprechende kroatische Medienberichte auf APA-Anfrage.

Der Grund für den Ausstieg ist Berichten zufolge die ungelöste Grenzfrage zwischen Kroatien und Montenegro. Die Chefin der kroatischen Agentur für Kohlenwasserstoffe, Barbara Doric, bestätigte den Rückzug der Österreicher und Amerikaner. "Für sie waren die Sicherheiten, die wir in diesem Moment im Zusammenhang mit dem möglichen Problem um die Grenze mit Montenegro anbieten könnten, nicht akzeptabel", sagte sie zum kroatischen Privatsender RTL.

Ein OMV-Sprecher führte im APA-Gespräch als Grund an, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für ein langfristiges Investment nicht gegeben seien. Angesichts des niedrigen Ölpreises sei die gesamte Industrie gezwungen, ihre Investitionsentscheidungen zu hinterfragen.

Lizenzen sollen neu ausgeschrieben werden

Kroatien will die Lizenzen für die sieben Konzessionsgebiete vor der kroatischen Küste jetzt neu ausschreiben. Man rechnet damit, ähnliche, wenn nicht sogar bessere Angebote zu bekommen, so Doric.

Die OMV und Marathon Oil hatten sich sieben der insgesamt zehn Lizenzen gesichert. Laut RTL hatten sie in das Projekt bisher zehn Millionen US-Dollar (9,07 Millionen Euro) investiert. Die Verträge mit anderen Unternehmen werden laut der Agenturchefin voraussichtlich Anfang September unterzeichnet.

Zu dem Ausstieg der OMV kommt es eine Woche nach dem erneuten Ausbruch der jahrzehntelangen Grenzstreitigkeiten zwischen Kroatien und Slowenien. Kroatische Medien sehen die Entscheidung des österreichischen Konzerns als eine mögliche Folge des Grenzstreits. Kroatien streitet mit all seinen Nachbarn, mit denen man früher gemeinsam in Ex-Jugoslawien war, um die Grenze.

"Schritt zum Schutz der Adria"

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace begrüßt die Entscheidung.

„Die Entscheidung der OMV ist ein wichtiger Schritt für den Schutz der Adria“, erklärt Greenpeace-Sprecher Lukas Meus. „Doch nicht erst die Grenzprobleme, sondern die Gefahren eines möglichen Ölunfalls für den Tourismus und die Umwelt hätten die OMV handeln lassen sollen“, wirft Meus ein. Mehr als 50 Prozent der kroatischen Bevölkerung haben sich gegen die Ölbohrpläne ausgesprochen. Auch in Österreich forderten über 21.000 Menschen im Zuge der Greenpeace-Kampagne „Zukunft Adria“ die OMV auf, die Bohrpläne in der Adria fallen zu lassen.

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 begrüßte den Ausstieg der OMV. "Im Sinne der unternehmerischen Verantwortung ist das Bohrprojekt mit den zehn Konzessionsgebieten vor dem kroatischen Urlaubsparadies unvertretbar", hieß es in einer Aussendung. In einer GLOBAL 2000-Petition hatten mehr als 5.700 Österreicher den Konzern aufgerufen, die Konzessionsverträge mit Kroatien nicht zu unterzeichnen. Auch Greenpeace sieht die Entscheidung der OMV als "ein wichtiger Schritt für den Schutz der Adria".