"Una foto, per favore!" Immer wieder strahlt Debora Serracchiani beim Bummel auf der Expo in die Kamera von Besuchern für ein Selfie mit ihr. Als Vizechefin der Regierungspartei von Ministerpräsident Matteo Renzi ist die Regionspräsidentin Friaul-Julisch Venetiens italienweit als streitbare Reformerin auf den Fernsehkanälen präsent und weithin bekannt. Daheim hat sie gerade wichtige Reformschritte erledigt: Die Provinzverwaltungen, vergleichbar mit Bezirkshauptmannschaften, werden aufgelöst. „Ihre Aufgaben werden auf die Region und die Gemeinden aufgeteilt“, erklärt sie die Verwaltungsvereinfachung.

1200 Mitarbeiter waren in den Verwaltungen der vier Provinzen Triest, Udine, Görz und Pordenone tätig. Mit 1. Juli wurden 300 von der Region übernommen, die anderen folgen bis Jahresende. Langfristig wird mit der Eingliederung von Schulen und Straßenverwaltungen Personal gespart. „Die Gemeinden sind außerdem dazu angehalten, Anschaffungen und Leistungen nur noch im Verbund zu tätigen, um zu sparen“, so Serracchiani. Sie reformiert hier im Vorgriff, noch ehe Senat und Kammer in Rom die Provinzen ganz abschaffen.

Der Spardruck in Friaul ist groß, die Wirtschaft lahmt wie am ganzen Stiefel. Großprojekte sollen die Region aus der Rezession bringen, allen voran der dreispurige Autobahnausbau von Venedig nach Triest.

Dreispurig ans Meer

„Jetzt ist die Autobahn von Venedig bis zur Brücke über den Piave fertig. Anfang 2016 beginnt die Arbeit am längsten Teil. Bis 2025 wird alles fertig sein“, ist Serracchiani zuversichtlich. „Als Regionspräsidentin fiel mir auch die Verantwortung der Finanzierung für den Autobahnausbau zu. Wir haben das Projekt neu aufgesetzt und um 500 Millionen reduziert. Wir haben jetzt 160 Millionen Euro vom Staat und 300 Millionen von den Banken sicher.“

Wird die Maut für die Kärntner dann teurer, wenn sie dreispurig an die Adria fahren? „Es wird kleine jährliche Anpassungen nur in Abstimmung mit der Region und dem Staat geben.“

Im Bahnnetz Friauls soll auch einmal der „Frecciarossa“ mit 200 km/h verkehren. Das ist Zukunftsmusik. Nach Investitionen soll man aber „2017 mit dem Zug in einer Stunde von Triest nach Venedig und in drei Stunden nach Mailand kommen“. Bayern interessiere sich für den Hafen Triest, „daher wird auch in die Bahnverbindung Triest-München investiert“, so Serracchiani. Außerdem investiere man in den Regionalflughafen Ronchi, der eine Bahnanbindung erhält.

„Erreichbarkeit ist eine Schwäche von Friaul. Bessere Verbindungen sind wichtig für unsere Wirtschaft und den Tourismus.“

Mit Kärnten hat sich Friaul-Julisch Venetien auf Projekte für 50 Millionen Euro bis 2020 verständigt. „Das Wichtigste ist die Makroregion Euregio, wo Kärnten und Friaul die Hauptdarsteller sind und mit Veneto und Istrien EU-Mittel in die Regionen lenken.“ Abwerbungen von italienischen Firmen nach Österreich hätten sich in Grenzen gehalten: „Es sind kaum 30 Firmen aus Italien nach Österreich gegangen, davon aus Friaul vier oder fünf.“ Dafür bedankt sich Serracchiani bei der Regierung in Wien „für die Rettung der Hypo Italien“. Dass die Heta und somit Kärnten 700 Millionen schlucken mussten, sei nicht die Schuld Italiens. Nur bei den Pfingstpartys Kärntner Jugendlicher in Lignano wünscht sie sich, „dass Schulen und Polizei in Kärnten vorbeugend wirken. Mit den Jugendlichen hatten wir mehr Probleme als mit Flüchtlingen.“

Auf der Expo präsentiert sich Friaul mit Illy als Kaffee-Land sowie als Tourismus- und Weinland. Mögliche internationale Tourismuspartner lotst man weiter: „Wir holen viele Delegationen in Mailand ab. So haben wir Chinesen, Japaner und Amerikaner nach Friaul gebracht.“

ADOLF WINKLER, MAILAND

Die Busreise wurde unterstützt von Tourismusverband Friaul-Julisch Venetien.