Der 15. Jänner 2015 war ein schwarzer Tag für viele der rund 150.000 Frankenkreditnehmer in Österreich. Die Schweizer Nationalbank gab völlig überraschend den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro auf. Der Kurs purzelte, die Schulden der Kreditnehmer erhöhten sich - zumindest auf dem Papier - auf einen Schlag um fast 30 Prozent. Direkt betroffen waren Kunden mit einer Stop-Loss-Order, die zur Absicherung dienen sollte: Dabei wird der Kredit automatisch in Euro konvertiert, wenn der Kurs unter eine gewisse Grenze fällt.

"Nicht auf Risiko hingewiesen"

Nachdem der Kursverfall derart schnell erfolgte, griffen die Limits zu spät. Durch die Konvertierung erhöhte sich der Verlust der Kreditnehmer deutlich. Erwischt hat es etwa den Klagenfurter Gerry Santer, langjähriger Kunde der BKS Bank, bei der seine Frau und er schon 1997 einen ersten Frankenkredit aufgenommen hatten, weitere folgten. "Das Währungsrisiko war uns selbstverständlich immer klar, auf mögliche Schwankungen wurden wir auch hingewiesen", sagt Santer. Statt auf einen Euro-Kredit zu wechseln, wurde ihm 2011 aber eine Stop-Loss-Order mit einem Kurs von 1,18 empfohlen. "Bei keinem Gespräch gab es einen Hinweis, dass man damit noch weiter absacken kann und es ein Risiko gibt. Es wurde immer mit Absicherung argumentiert." Santer sieht klare Beratungsfehler der Bank. "Leider sind zwei Vergleichsgespräche gescheitert, deshalb haben wir jetzt eine Klage eingebracht." Die Schadenssumme betrage rund 139.000 Euro (128.000 Euro für Stop-Loss-Beratungsfehler, 11.000 Euro Zinsschaden).

"Kunden schon im November informiert"

BKS-Vorstandschefin Herta Stockbauer will den konkreten Fall nicht kommentieren, es werde an "individuellen Lösungen" gearbeitet, um auch "den Verlust so gering wie möglich zu halten". Beratungsfehler sieht sie nicht, man habe Kunden laufend auf die sich zuspitzende Situation des Schweizer Franken hingewiesen und Konvertierungen angeboten. "Kunden mit Stop-Loss-Vereinbarungen wurden bereits im November explizit darüber informiert, dass aufgrund der Währungsschwankungen der von ihnen gewählte Wechselkurs auch unterhalb des Kurslimits zu liegen kommen könnte", betont Stockbauer.

Um einen Einzelfall handelt es sich nicht. Über 160 Stop-Loss-Betroffene haben sich bei der Arbeiterkammer gemeldet, rund 100 Fälle befinden sich in einem Sammelschlichtungsverfahren - mit 36 Banken und 38.000 Euro durchschnittlicher Schadenshöhe. Am Donnerstag kündigte die AK Klagen gegen die Volksbank Salzburg und die Hypo Steiermark an, die keiner Schlichtung zustimmen.

"Es ist rechtlich relativ klar, dass es hier Schadenersatzansprüche für die Kunden gibt", sagt AK-Konsumentenschützerin Margit Handschmann. In 14 Fällen mit 320.000 Euro Schadenssumme konnte bereits eine Einigung erzielt werden. Mit jeweils 18 Fällen sind laut Handschmann übrigens BKS Bank und Oberbank überdurchschnittlich betroffen.

Markus Schrangl, Sprecher der Hypo Steiermark, sieht der Klage gelassen entgegen: "Wir haben eine gute Dokumentationslage und eine klare Rechtsposition. Die Konvertierung erfolgte beim nächst handelbaren Kurs, das kann vom festgesetzten Limit abweichen." Es seien lediglich zwei Kunden betroffen, mit diesen gebe es persönliche Gespräche. Weitere Klagen sind im Laufen, unter anderem gehen Anlegeranwälte gegen die Bank Burgenland vor.

WOLFGANG FERCHER