Für die Arbeiterkammer (AK) läuten alle Alarmglocken. "Den Worten müssen nun Taten folgen. Die Regierung muss die Ärmel hochkrempeln und Beschäftigungsinitiativen dringend anpacken", so AK-Präsident Rudi Kaske. Er verlangt "Investitionen in soziale Dienstleistungen, Wohnbau und Infrastruktur, neue Formen der Arbeitszeitverkürzung und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen". Unterstützung bekommt er vom Pensionistenverband. "Diese Negativ-Spirale muss gestoppt werden. Dafür muss aber die Wirtschaft endlich ihrer Pflicht nachkommen. Dafür brauchen wir das Bonus-Malus-System", so Generalsekretär Andreas Wohlmuth.

Davon hält wiederum die Industriellenvereinigung (IV) nichts. "Das österreichische Arbeitszeitrecht ist unübersichtlich und sehr restriktiv. Die Rahmenbedingungen entsprechen vielfach nicht den Notwendigkeiten einer modernen, global vernetzten Arbeitswelt", so Generalsekretär Christoph Neumayer. Ein "wesentlicher Hebel" sei auch die Senkung des Beitrags zum Familienlastenausgleichsfonds.

"Dass Österreich im EU-weiten Arbeitsmarktranking innerhalb weniger Monate von Platz 1 auf Platz 6 abgerutscht ist, zeigt den dringenden Handlungs- und Reformbedarf in Österreich. Wir müssen jetzt rasch auf Wachstumsförderung setzen", so Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl anlässlich der aktuellen Arbeitsmarktdaten. Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der Arbeitslosen um 7,7 Prozent auf über 380.000 im Juni 2015 gestiegen. "Wir brauchen jetzt ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Österreich, mit klugen Maßnahmen zur Förderung von Wachstum und Beschäftigung", fordert Leitl. So sei die weitere Senkung der Lohnnebenkosten dringend erforderlich, und die Umsetzung der angekündigten Wohnbau-Offensive "längst überfällig. Dabei wäre dies ein jetzt umso dringend erforderlicher Impuls für unsere Betriebe, für Wachstum und Beschäftigung". 

FPÖ-Sozialsprecher Herbert Kickl vermisst wiederum einen Termin für den angekündigten Jobgipfel. "Seit knapp zwei Monaten verhöhnen SPÖ und ÖVP die von Arbeitslosigkeit Betroffenen samt ihren Familien", so Kickl. Er sieht darin ein Zeichen für die Brüchigkeit der SPÖ-ÖVP-Regierungskoalition. NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker vermutet, dass Hundstorfer den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit aufgegeben hat.

Dem hält Hundstorfer entgegen: "Die Zahl der gemeldeten Stellen entwickelt sich wieder in eine positive Richtung. Ende Juni liegt der Bestand an gemeldeten offenen Stellen mit 29.865 um 878 bzw. drei Prozent über dem Vorjahreswert."