Auch für Energieunternehmen sind die Bonitätsbewertungen der Ratingagenturen wie eine Zentralmatura für die Finanzmärkte. Gerade hat die Kelag einen solchen "Review" mit Auszeichnung bestanden: Die Agentur Standard & Poor´s gab der Kelag mit A/Stable eine Top-Bonität im Spitzenfeld der europäischen Energiewirtschaft. "Das hat neben uns nur noch die EdF (Energie de France) mit Frankreich im Rücken", freut sich Kelag-Vorstand Manfred Freitag. "Für uns ist das ganz wichtig für marktgünstige Finanzierung, um unsere jährlichen Investitionsprogramme durchzusetzen."

Auf die Bonität der Kelag wird umso genauer hingeschaut, als auf der anderen Seite des Arnulfplatzes in Klagenfurt das Land Kärnten von Moody´s in den Keller gewertet wurde. Im März stufte Moody´s das Land gleich um vier Stufen von A2 auf Baa3 ab, mit negativem Ausblick.

Während das Land am freien Kapitalmarkt hart an der Spekulations-Kante steht, kann die Kelag mit ihrer hervorragenden Bonität langfristig planen. 2012 und 2014 hat sie jeweils Anleihen von 150 Millionen Euro aufgelegt, die mit über drei Prozent Rendite stetig getilgt werden. Eine neue Anleihe ist derzeit nicht geplant. 2014 hat sie 30 Millionen Euro Dividende und 190 Millionen Euro Investitionen "aus dem Cash Flow bedient", so Freitag zur Eigenfinanzkraft der Kelag.
Der Kelag-Chef streicht dabei den "volkswirtschaftlichen Benefit für Kärnten" hervor. Die Kelag-Investitionen würden eine jährliche regionale Wertschöpfung von 330 Millionen Euro induzieren und über 3000 Arbeitsplätze sichern. Das größte aktuelle Projekt ist die Netzabstützung Villach um 80 Millionen Euro. Freitag verweist aber auch auf die Ausbildung von 120 Lehrlingen.

Eigentümerstruktur

Im Zuge des Review haben die Prüfer von Staandard & Poor´s der Kelag übrigens auch eine stabile Eigentümerstruktur positiv angerechnet. Das klingt nur auf den ersten Blick wegen der akuten Finanzschwäche des Landes überraschend. Angesprochen ist die breite Tragfähigkeit durch die Aktionärs-Verbindung von Land Kärnten, RWE und Verbund. Allen Spekulationen, das Land müsse seine KEH-Anteile an der Kelag Hypo-Gläubigern in den Rachen werfen, stellt Finanzreferentin Gaby Schaunig die Partnerschaft mit der RWE entgegen. Der gültige Syndikatsvertrag von RWE und Land Kärnten, der bis 2020 eine Veräußerung von Anteilen verhindert, soll bis 2025 verlängert werden. Der Wert der Kelag für das Land besteht nicht nur in den Anteilen, sondern auch in ihren Investitionen. Mit der Top-Bonität wird die Kelag für das Land damit noch wertvoller. Für die Folgen einer Veräußerung bräuchte man gar nicht weitblickend zu sein, sondern nur auf das leere ÖDK-Gebäude bei Minimundus zu schauen.

Noch in dieser Woche wird übrigens eine neue Bewertung von Moody´s für Österreich erwartet. Zuletzt hatte die Republik Aaa mit stabilem Ausblick. Schon im Zuge der Herabstufung Kärntens hat Moody´s aber kritisch angefügt, das der Zahlungsstopp der FMA bei der Heta gegenüber den Hypo-Gläubigern eine Entwicklung in Richtung höherer Unsicherheit bedeute.

Adolf Winkler