Der jahrzehntelange Einsatz von Pestiziden hat seine Spuren in Österreichs Äckern hinterlassen. Das zeigen Untersuchungen von Greenpeace und Global 2000. Greenpeace hat sich dabei auf Apfelplantagen in der Oststeiermark fokussiert. Global 2000 hat Lacken bei Äckern untersucht - auch bei zwei steirischen Apfelbauern.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Greenpeace konnte in vier der sechs Proben acht Pestizide nachweisen. Darunter auch Endrin und Endosulfan - Stoffe, die seit zehn Jahren verboten sind. Die Landwirtschaftssprecherin von Greenpeace, Huem Otero, bezichtigt die Obstbauern jedoch nicht, diese verbotenen Pestizide noch zu verwenden. Die beiden Stoffen sind besonders langlebig. Es handelt sich hier um Altlasten.

Global 2000 testet Wasserlacken

Proben von 32 Wasserlacken auf landwirtschaftlichen Flächen wurden von der Lebensmittelversuchsanstalt (LVA) Klosterneuburg im Auftrag von Global 2000 untersucht - vier in der Steiermark und zwei in Kärnten. Insgesamt wurden 58 Pestizide gefunden.

Die Chemiker stellten Unkrautvernichtungsmittel (Herbizide), Pilzbekämpfungsmittel (Fungizide) und Insektenvernichtungsmittel (Insektizide) fest - laut Global 2000 in hohen Konzentrationen, die auf eine kurz zurückliegende Anwendung hindeuten, aber auch "Altlasten" aus dem Boden. Dazu gehören Abbauprodukte von Atrazin, eines Pestizids, das aufgrund seiner chemischen Langlebigkeit schon 1995 verboten wurde, wie Global-2000-Chemiker Helmut Burtscher

In der Steiermark ist das Ergebnis eines Obstbauern aus Hartberg-Fürstenfeld auffällig. "In den Proben wurde Fenpropathrin gefunden. Ein Fungizid, das in Europa nicht zugelassen ist", erklärt Burtscher gegenüber der Kleinen Zeitung. Auch ein weiteres Pilzmittel, das in der Wasserlacke nahe dem Apfelgarten gefunden wurde, macht den Experten stutzig. "Propamocarb ist eigentlich nur für Getreide zugelassen. Doch in der Umgebung gibt es kein Getreidefeld." Nun wird Global 2000 versuchen, von der Apfelplantage eine Blattprobe zu nehmen.

Landwirtschaftskammer: Panikmache

Die steirische Landwirtschaftskammer kritisiert die Panikmache der Aktivisten: Mit 49 Proben aus zwölf europäischen Ländern – im Schnitt sind es vier Proben pro Land – in Österreich gar nur drei – wollen die Greenpeace-Aktivisten der gesamten europäischen und somit auch der steirischen Apfelwirtschaft den schwarzen Peter zuschieben. Dagegen verwehrt sich die steirische Landwirtschaftskammer.

Die steirischen Obst- und Ackerbauern arbeiten nach einem der strengsten Pflanzenschutzmittelgesetze Europas, unter strengsten Auflagen, objektiven externen Kontrollen und mit besonderem Augenmerk auf Schonung des Bodens, des Wassers und der
Luft.

Das ökologische Gleichgewicht hat für die heimischen Obstbauern absolute Priorität. Sie setzen aktiv Nützlinge zur Bekämpfung von Schädlingen ein – hier ist die Steiermark seit mehr als 30 Jahren federführend. Nur ein Beispiel: Raubmilben
werden zur Bekämpfung von Spinnmilben eingesetzt. Chemischer Pflanzenschutz wird nur selektiv, nützlingsschonend und zeitlich punktgenau betrieben. Und das nur dann, wenn der Warndienst einen massiven Schädlingsbefall ortet.

Zu den Wasserpfützen-Proben stellt die Landwirtschaftskammer klar, dass es wohl logisch ist,
dass Reste und Spuren von Wirkstoffen auch dort gefunden werden, wo sie ausgebracht wurden, um Krankheiten und Schädlinge zu bekämpfen. Proben dieser Art würden weltweit ähnlich ausfallen.
Die Panikmache der Global-Aktivisten beinhaltet weder Informationen über Dosis noch über Schwellenwertüberschreitungen der Wirkstoffe. Außerdem steht sie in keinem Zusammenhang mit dem Erntegut. Mit der heutigen, extrem sensiblen Analytik findet man überall irgendwas in minimalsten Spuren. So finden sich beispielsweise in der Orangenschale Substanzen, die für Wasserlebewesen toxisch sind.

ROMAN VILGUT