Mit dem heutigen Tag wird für den traditionsreichen Büromöbelhersteller Bene ein neues Kapitel aufgeschlagen. Das 1790 gegründete Familienunternehmen geht an die Investoren Erhard Grossnigg und Ex-Minister Martin Bartenstein. Auch wenn die Aktionäre bei der heutigen Hauptversammlung (HV) einige Widersprüche zu Protokoll gaben, kam letztlich für alle Punkte die erforderliche Mehrheit zustande.

Der Plan der neuen Investoren sieht nun folgendes vor: Das Bene-Grundkapital wird von derzeit 24,3 auf 1,9 Millionen Euro herabgesetzt. Dies soll geschehen, indem jeweils 25 bestehende Stammaktien zu zwei zusammengelegt werden. Zugleich beschloss die Hauptversammlung eine Kapitalerhöhung um 18 Millionen Euro unter Ausschluss der Bezugsrechte der Aktionäre.

Bene-Aktie erholt sich

Die neuen Aktien werden von der BGO Beteiligungsverwaltungs GmbH gezeichnet, die nach Zustimmung der Bundeswettbewerbsbehörde und Eintragung des Kapitalschnittes in das Firmenbuch über 90 Prozent der Anteile der Bene AG halten wird. Ab diesem Zeitpunkt werde das Grundkapital von Bene 19,9 Millionen. Euro betragen, gab die Firma nach Ende der HV bekannt. BGO gehört zu je 50 Prozent Grossnigg über seine grosso holding Gesellschaft mbH und Bartenstein via Bartenstein Holding GmbH.

Martin Bartenstein
Martin Bartenstein © APA/ROBERT JAEGER

Bis Ende 2015 soll ein Gesellschafterausschluss durchgeführt werden, im Zuge dessen insgesamt 2 Millionen Euro in bar an die restlichen Aktionäre ausbezahlt werden, kündigten die Investoren bereits vor einiger Zeit an. "Je nach finalem Angebot macht das 6 bis 8 Cent je Aktie", sagte Bene-Chef Rudolf Payer am Montag zur APA.

Erhard Grossnigg
Erhard Grossnigg © APA/HANS KLAUS TECHT

Nach einem massiven Einbruch von über 28 Prozent ist das Bene-Papier derzeit an der Wiener Börse wieder 3 Prozent im Plus bei 16 Cent je Aktie. 2006 ging Bene zu einem Preis von 5,50 Euro/Aktie an die Börse. Zu seinen besten Zeiten war das Papier über 7 Euro wert. "Bezogen auf den Ausgabekurs verlieren die Aktionäre 98 Prozent", wetterte Anlegerschützer Wilhelm Rasinger im APA-Gespräch. Einen Kompromissvorschlag, den Squeeze-out um zwei Jahre zu verschieben, hätten die Investoren verweigert, so Rasinger. "Bartenstein war extrem unflexibel", meinte der Anlegerschützer.

Einschnitte angedeutet

Die Eintragung ins Firmenbuch werde etwas länger dauern als üblich, so Rasinger. "Absolute Rechtssicherheit" gebe es in vier Wochen. Was die neuen Investoren nun mit Bene vorhaben, ist noch nicht bekannt. Grossnigg deutete aber bereits weitere Einschnitte an - unter anderem beim Personal.

Die Familie Bene hat jedenfalls künftig nichts mehr zu sagen. Die Hauptversammlung segnete auch den kompletten Austausch des Aufsichtsrates ab. Martin Bartenstein, Peter Funder, Alexander Isola und Michael Schur wurden neu in das Kontrollgremium gewählt, nachdem die vormaligen Mitglieder Manfred Bene (Vorsitzender), Armenak Utudijan (Stellvertreter), Andreas Bierwirth, Andrea Gaal und Gerhard Peller zurücktraten.

Mit Wirtschaftskrise ging es steil bergab

Mit Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 ging es für Bene steil bergab. Das Unternehmen fuhr Verluste ein, baute Personal ab und setzte die Dividende aus. Um auftragsschwache Zeiten zu überbrücken und Geld zu sparen, führte Bene 2009 für ein Jahr ein Teilzeitmodell ein: Alle Beschäftigten im Inland wurden auf ein Modell umgestellt, bei dem sie nur 80 Prozent ihres Gehalts bekamen und die Arbeitszeit von 38,5 auf 30,8 Wochenstunden reduziert wurde.

Da sich die Ertragslage in den folgenden Jahren nicht verbesserte und die Firma Jahr für Jahr Verluste schrieb, zog der Aufsichtsrat 2012 die Bremse und tauschte den kompletten Vorstand aus. Bene holte den Sanierer Rudolf Payer als neuen Finanzchef. Der 55-Jährige war an der dramatischen Sanierung des Feuerfestprodukte-Herstellers RHI maßgeblich beteiligt.

Standortschließungen und Mitarbeiterabbau

Payer und sein Vorstandskollege Michael Feldt schlossen unrentable Standorte, bauten den Vertrieb um und hunderte Mitarbeiter ab. Für die Schieflage des Unternehmens machte Payer vor allem das aggressive Wachstum sowie Vielfalt innerhalb der Produktgruppen verantwortlich. Von den Alt-Vorständen Frank Wiegmann und Wolfgang Neubert wurde wiederholt ein krisenbedingter Einbruch des Büromöbelmarktes als Ursache der Verluste genannt.

Erst im April 2015 gab Bene erneut bekannt, 127 Mitarbeiter beim AMS zur Kündigung angemeldet zu haben sowie international 29 Arbeitsplätze zu streichen. Nach dem Abbau wird Bene 850 Personen beschäftigen, rund 600 davon in Österreich. Zum Zeitpunkt des Börsengangs im Jahr 2006 beschäftigte Bene weltweit noch rund 1.200 Mitarbeiter, davon 900 in Österreich.

Negatives Eigenkapital

Im ersten Quartal 2015/16 - die Zahlen wurden im Vorfeld der Hauptversammlung veröffentlicht - hat Bene im Jahresabstand seinen Umsatz um zehn Prozent auf 38,5 Millionen Euro gesteigert und den Verlust vor Steuern um 1,2 Millionen Euro auf 2,1 Millionen Euro gesenkt. Das Eigenkapital von Bene war per Ende April mit minus 40,9 Millionen Euro tiefrot.

"Das erste Quartal 2015/16 war ebenso wie die Vorquartale von umfangreichen Maßnahmen zur Sanierung der Bene-Gruppe gekennzeichnet. Basierend auf der im dritten Quartal 2014/15 gestarteten Neuausrichtung der Vertriebsorganisation, hat Bene in den ersten drei Monaten 2015/16 bei der Restrukturierung weitere wichtige Schritte gesetzt", heißt es in der  am Montag veröffentlichten Zwischenmitteilung des Vorstands.