Der frühere OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer ist neuer Aufsichtsratschef der Telekom Austria. Er ist im Anschluss an die ordentliche Hauptversammlung in der konstituierenden Sitzung des Aufsichtsratsgremiums als Vorsitzender gewählt worden, teilte das teilstaatliche Unternehmen am Mittwoch mit. Zuvor stellte Generaldirektor Hannes Ametsreiter den Aktionären ein starkes Jahr 2015 in Aussicht.

Ruttenstorfer löst den interimistischen ÖBIB-Geschäftsführer Rudolf Kemler ab, der nun nach OMV und Post sein drittes Aufsichtsratsmandat zurückgelegt hat. Den ÖBIB-Prokuristen Günter Leonhartsberger ersetzt die Salzburger Industrielle Karin Exner-Wöhrer. Die Funktionsperiode der neu gewählten Aufsichtsräte dauere bis zum Ende jener Hauptversammlung, die über die Entlastung für das Geschäftsjahr 2019 beschließt, erklärte die Telekom Austria weiters.

Dividende abgesegnet

Neben den Wahlen in den Aufsichtsrat haben die Aktionäre am Mittwoch wie erwartet auch die Dividende für 2014 von 0,05 Euro pro Aktie abgesegnet. Einzelne Anleger hatten in der Hauptversammlung allerdings gefordert, angesichts des Verlustjahres keine Dividende auszuschütten. Ametsreiter verteidigte die Dividendenzahlung, auch weil manche Investmentfonds nur in Aktien investierten, die Dividenden zahlen.

Der Vorstand der börsennotierten Gesellschaft erstattete Bericht über das Geschäftsjahr 2014 und lenkte den Fokus insbesondere auf das laufende Jahr. Das Unternehmen hatte im ersten Quartal 2015 seinen Gewinn mehr als verdoppelt. Ametsreiter geht von einem starken Jahr 2015 aus, wie er sagte.

Streubesitz wird erhöht

Seit dem Vorjahr hält der mexikanische Telekom-Tycoon Carlos Slim mit seinem Konzern America Movil die Mehrheit an der Telekom Austria. Der Staatsholding ÖBIB (früher ÖIAG) gehören unverändert 28,4 Prozent. Im Syndikatsvertrag zwischen America Movil und ÖBIB ist vereinbart, dass 24 Prozent der Telekom-Aktien in Streubesitz und an der Wiener Börse notieren sollen, derzeit sind es nur 11,9 Prozent. Es gebe für die Zielerreichung eine Frist von zwei Jahren, sagte Kemler auf Aktionärsfragen. Slim und der ÖBIB bleiben also noch gut ein Jahr, um den Streubesitz wieder zu erhöhen.

In den Korruptionsfällen, die in der Telekom Austria in den vergangenen Jahren aufkamen, seien bisher 8,3 Mio. Euro an das Unternehmen zurückgeflossen, sagte Ametsreiter vor den Aktionären. Der ehemalige Finanzvorstand Stefano Colombo hat den Angaben zufolge im Frühjahr 2015 gut 3,1 Mio. Euro gezahlt. Auch von den Parteien ÖVP, FPÖ und BZÖ werde Geld zurückgefordert. Mit der Volkspartei gebe es bereits eine Vereinbarung. 2014 seien in Summe 3,25 Mio. Euro an "Schadensregulierungen" ergebniswirksam gewesen.

Für Schmunzeln bei dem einen oder anderen Aktionär sorgte ein Versprecher von Kemler. Er wünschte dem "neuen CEO", dem Argentinier Alejandro Plater, nach dessen kurzer Vorstellung auf Englisch alles Gute. Später stellte Kemler klar, er habe "COO", nicht "CEO" gesagt. Allen, die etwas anderes gehört hätten, empfahl er, die Ohren bei einem HNO-Spezialisten überprüfen zu lassen.

Es gebe keine Geheimabsprachen, es sei klar geregelt, dass die ÖBIB den Generaldirektor, den Chief Executive Officer (CEO), stelle und Slim die beiden weiteren Vorstandsmitglieder. Slim hatte dem tatsächlichen CEO Ametsreiter im März Plater als seinen Vertreter zur Seite gestellt. Insider sprachen damals von einem "geheimen CEO", den die Mexikaner nach Wien geschickt hätten.