Weil seine Journalisten Promi-Handys angezapft haben, ist der Verlag des britischen Boulevardblatts "Daily Mirror" zu Rekord-Entschädigungszahlungen von insgesamt 1,2 Millionen Pfund (1,7 Millionen Euro) verurteilt worden.

Der frühere Fußballstar Paul Gascoigne bekam vom Londoner High Court am Donnerstag einen Betrag von umgerechnet 262.000 Euro zugesprochen; Sadie Frost, Ex-Frau von Schauspieler Jude Law, soll 363.000 Euro erhalten. Die Verletzung der Privatsphäre der insgesamt acht Opfer sei "ernsthaft" gewesen, begründete Richter George Anthony Mann die Höhe der Strafe.

Das Verlagshaus Trinity Mirror erwägt, Berufung einzulegen. Die Entschädigungssummen seien nicht korrekt berechnet worden, hieß es in einer Stellungnahme.

Ein Präzedenzfall

Gascoigne reagierte nach Angaben seines Anwaltes "erleichtert" über den Prozessausgang. Das Urteil erkenne die "dauerhafte und intrusive Auswirkung" der "Mirror"-Artikel über sein schwieriges Privatleben an, die anhand der abgehörten Sprachnachrichten geschrieben worden waren, sagte Gerald Shamash. Gascoigne hatte den "Mirror" für seine Alkoholsucht mitverantwortlich gemacht.

Experten sehen durch die hohe Entschädigungssumme einen Präzedenzfall geschaffen. Von einem "Meilenstein" auf dem Weg zu mehr Schutz der Privatsphäre sprach der Anwalt Daniel Taylor. In außergerichtlichen Einigungen haben Trinity Mirror und sein Rivale News UK von Medienmogul Rupert Murdoch schon Millionensummen an Opfer angezapfter Handys gezahlt.