Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL hat das Angebot der Bahn für eine Vermittlung in dem Lohnkonflikt abgelehnt. Der bundesweite Streik werde wie geplant bis zum Sonntag fortgesetzt, sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag in Berlin. 

Die Bahn hatte vorgeschlagen, den früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) als Beobachter oder Vermittler in neue Verhandlungen zu holen. Weselsky sagte, es werde kein solches Verfahren geben, solange der Konzern seine Bedingung aufrechterhalte, dass es am Ende inhaltsgleiche Ergebnisse mit der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) gibt.

Achte Streikwelle seit Herbst

Die Lokführer bestreiken seit dem vergangenen September zum achten Mal deutschlandweit den Zugbetrieb der Deutschen Bahn. Am Donnerstag - dem dritten von sechs Streiktagen im Personenverkehr - fuhren nach Bahn-Angaben wie an den Vortagen etwa ein Drittel der Fernzüge und 15 bis 65 Prozent der Regionalzüge.

Der anhaltende Streik der deutschen Lokführergewerkschaft GDL trifft unterdessen viele Seiten auch finanziell. Nicht nur der Deutschen Bahn gehen durch den Ausstand Millionen verloren. Auch die deutsche Wirtschaft beklagt Einbußen. Auch die Streikenden selbst machen Minus. Ein Überblick:

DIE DEUTSCHE BAHN:

Der turbulente Tarifkonflikt mit der GDL schmerzt vor allem die Deutsche Bahn. Dem Konzern entgehen Einnahmen, er muss Kosten für die Umplanung von Zug- und Dienstplänen tragen, gestrandete Fahrgäste entschädigen und beispielsweise auch Graffiti an streikbedingt abgestellten Zügen kostenpflichtig entfernen lassen.

Bahn-Chef Rüdiger Grube beziffert die Kosten der sieben ersten GDL-Streiks mit 220 Mio. Euro. In dieser Summe sind die Verluste durch den seit Montagnachmittag laufenden Ausstand noch nicht enthalten. Allein im Güterverkehr entgehen der Bahn laut Logistik-Vorstand Karl-Friedrich Rausch 3 Mio. Euro Umsatz an einem einzigen Streiktag.

DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT:

Auf der Schiene werden für die Industrie tagtäglich wichtige Güter transportiert. Besonders stark bekommen laut BDI die Stahl-, Chemie- und Automobilbranche den Lokführerstreik zu spüren. "Leere Lager, unterbrochene Wertschöpfungsketten und Produktionsausfälle" seien die Folge. Die Deutsche Bahn will deshalb zwei Drittel der Güterzüge fahren lassen. Der Ersatzfahrplan sieht zudem vor, dass vor allem "versorgungsrelevante Züge" fahren.

Trotzdem entstehen der Wirtschaft Kosten: Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag geht davon aus, dass ein mehrtägiger Streik Unternehmen leicht mehr als 100 Mio. Euro täglich kostet. Durch den derzeit laufenden Arbeitskampf drohen laut DIHK-Präsident Eric Schweitzer Schäden von 500 Millionen Euro. Laut DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben kann sich ein längerer Bahn-Streik auch als "Bremse für die Konjunktur" erweisen.

DIE LOKFÜHRERGEWERKSCHAFT GDL:

Bei der Gewerkschaft Deutscher Lokführer schlägt der Streik täglich mit etwa 225.000 Euro zu Buche. Die Gewerkschaft geht davon aus, dass jeden Tag etwa 3.000 Lokführer ihre Arbeit niederlegen. Sie erhalten dafür nach Angaben von Gewerkschaftschef Claus Weselsky 75 Euro netto Streikgeld pro Tag - eine Summe, die den entgangenen Lohn der Beschäftigten nicht kompensiert. Treten tatsächlich 3.000 Mitglieder täglich an sieben Tagen in den Ausstand, kostet das die GDL also insgesamt bis zu 1,6 Mio. Euro.

Wie viel Geld die GDL in der Streikkasse hat, ist - wie bei anderen Gewerkschaften auch - ihr Geheimnis. Bekannt ist: Die GDL gehört zum Deutschen Beamtenbund (dbb) und beantragt dort regelmäßig eine Unterstützung für ihre Streikkasse. Die hat sie bisher auch bekommen. Weselsky spricht von einer "absoluten Solidarität" von Seiten des Dachverbands. dbb-Chef Klaus Dauderstädt hat aber auch schon dazu geraten, einen "unabhängigen Dritten" zu den Tarifgesprächen hinzuzuholen.