Die Deutsche Bahn hat im Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL eine Vermittlung mit einer "unabhängigen Persönlichkeit" vorgeschlagen. Dies könnte der brandenburgische Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) sein.

Matthias Platzeck
Matthias Platzeck © EPA

Dieser habe dazu seine Bereitschaft erklärt, sagte Bahnchef Rüdiger Grube am Mittwoch in Berlin. Die GDL könne zusätzlich eine eigene Person des Vertrauens hinzuziehen. Personalvorstand Ulrich Weber sagte, der Vorschlag bedeute formal keine Schlichtung. Eine Schlichtung wäre aber das Beste, um voranzukommen, fügte Weber hinzu. Die GDL lehnt eine Schlichtung bisher ab.

Gewerkschaft will "in Ruhe prüfen"

Die Lokführergewerkschaft GDL will das jüngste Angebot von Bahnchef Rüdiger Grube in Ruhe bewerten. Die GDL werde sich mit der Prüfung Zeit lassen, betonte Gewerkschaftschef Claus Weselsky am Mittwoch bei einer Kundgebung vor dem Kölner Hauptbahnhof. Nach jetzigem Stand gebe es aber keinen Grund, den bis Sonntag geplanten Streik abzubrechen.

Überhaupt sei Grubes Angebot noch nicht bei der GDL eingegangen, sagte Weselsky. "Niemand sollte davon ausgehen, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund eines PR-Gags des Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn die Streikaktionen beenden", sagte Weselsky. "Wir sind nach jetziger klarer und deutlicher Ansage bis Sonntagfrüh 09.00 Uhr alle gemeinsam im Arbeitskampf."

Zum Vorschlag der Bahn, den brandenburgischen Ex-Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) in dem festgefahrenen Konflikt zum Vermittler zu ernennen, äußerte sich Weselsky zunächst nicht.

Millionen Bahnfahrer von Streiks betroffen

Der Rekord-Streik bei der Deutschen Bahn hat Mittwoch früh erneut in ganz Deutschland zu massiven Verspätungen und Zugausfällen geführt. Im Fernverkehr fielen nach Angaben der Bahn zwei Drittel der Züge aus, im Regionalverkehr rund ein Drittel. Besonders betroffen waren die ostdeutschen Bundesländer sowie Frankfurt am Main. Auch der Schienengüter-Verkehr war zum Teil lahmgelegt. 

Von dem bis Sonntag angekündigten Streik sind Personen- wie Güterzüge betroffen. Die Passagiere müssen sich wie am Vortag darauf einrichten, dass mindestens zwei von drei Fernzügen ausfallen und die S-Bahnen in den Ballungsräumen nur stark ausgedünnt verkehren. Der Güterverkehr wird bereits seit Montag bestreikt, sodass mögliche Produktionsausfälle wegen fehlenden Nachschubs näher rücken. Fernreisende und Pendler müssen seit Dienstag mit den Folgen der mittlerweile achten Streikwelle im aktuellen Tarifkonflikt zurechtkommen.