Die Machtfrage bei VW steht vor dem Hintergrund einer besonderen Konstellation aus Familienunternehmen, Börsenorientierung, Einfluss der öffentlichen Hand und einem starken Betriebsrat. Das alles spiegelt sich im 20-köpfigen Aufsichtsrat. Ihn leitete seit 2002 VW-Patriarch und Großaktionär Ferdinand Piech, der nach dem Machtpoker mit Vorstandschef Martin Winterkorn nun abtritt.

Der 78-jährige Piech war früher selbst VW-Vorstandschef und galt mit seinem Familienstamm Porsche/Piech als Mittelpunkt der Macht. Der PS-Clan mit Wurzeln beim VW-Käfer-Ingenieur Ferdinand Porsche hält über seine Porsche-Holding PSE die Mehrheit im Volkswagen-Konzern. Sie hängt an den stimmberechtigten Stammaktien der Wolfsburger.

Niedersachsen ist zweitgrößter Eigentümer

Doch mit ihrer Stimmenmehrheit können die Porsches und Piechs bei VW noch lange nicht allein "durchregieren". Denn auf ihrer Kapitalseite stehen zwei der insgesamt zehn Aufsichtsratssitze dem zweitgrößten Volkswagen-Eigner, dem deutschen Bundesland Niedersachsen zu.

Derzeit vertreten der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil sowie dessen Landes-Wirtschafts- und Verkehrsminister Olaf Lies (beide SPD) die Beteiligung des Landes im Kontrollgremium. Die Vergangenheit zeigte mehrfach, dass Arbeitnehmerseite und Land oft als Allianz agierten.

Die zehn Sitze des Arbeitnehmerflügels im Aufsichtsrat werden geführt von VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Sowohl der Betriebsrat als auch das Land haben sich nach der Kritik von Piech an Winterkorn hinter den VW-Chef gestellt und ihm demonstrativ den Rücken gestärkt. Auch Porsche-Familiensprecher Wolfgang Porsche zählt zu der Allianz.

Für eine Absetzung des Vorstandschefs müsste dieser sich laut Aktiengesetz eine "grobe Pflichtverletzung" geleistet haben oder "unfähig zur ordnungsmäßigen Geschäftsführung" sein. Und laut Mitbestimmungsgesetz müssten zudem für sein Aus mindestens 14 der 20 Kontrollore stimmen.