Nach dem Streik der Lokführer fährt die Deutsche Bahn wieder größtenteils nach Fahrplan. Im Personenverkehr sei es Freitagfrüh nur noch vereinzelt zu Ausfällen und Verspätungen gekommen, teilte die Deutsche Bahn in Berlin mit. "Disponenten hatten zuvor dafür gesorgt, dass die Züge an den Startbahnhöfen bereitstehen." Auch die betroffenen ÖBB-Züge verkehren wieder wie geplant.

In Österreich fahren alle Züge wieder planmäßig, sagte ein ÖBB-Sprecher am Freitagnachmittag. Betroffen waren rund 20 Verbindungen pro Tag, die nur bis Bregenz bzw. Salzburg geführt werden konnten, weil sie dann von der Deutschen Bahn nicht übernommen wurden. Die Verbindungen nach München konnten auch während des Streiks planmäßig fahren. Allerdings droht österreichischen Reisenden am Wochenende am deutschen Eck neuerlich Ungemach: Aufgrund von Bauarbeiten müssen zwischen Samstagnacht und Montagfrüh einzelne Züge umgeleitet werden - die ÖBB empfiehlt Reisenden, die Fahrpläne genau zu beachten. Im Online-Fahrplan seien alle Veränderungen eingearbeitet.

Keine neuen Streiks angekündigt

Von der deutschen Lokführer-Gewerkschaft sind hingegen vorerst keine neuen Streiks angekündigt worden. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will zunächst abwarten, wie der Konzern auf den Arbeitskampf reagiert. "Jetzt ist die DB am Zug", sagte ein Sprecher.

Aus Sicht der Deutschen Bahn hat sich der Ersatzfahrplan während des 43-stündigen Streiks am Mittwoch und Donnerstag bewährt. "Trotz massiver Einschränkungen konnte ein Drittel der IC-, EC- und ICE-Züge verkehren", hieß es. Im Regionalverkehr war der Osten am stärksten betroffen, weil die GDL dort stärker organisiert ist. Dort seien nur etwa 15 Prozent der eigentlich vorgesehenen Züge gefahren, im Westen dagegen rund 60 Prozent.

Freitagfrüh ist nach 66 Stunden auch der Streik im Güterverkehr zu Ende gegangen. Mehr als zwei Drittel aller Güterzüge seien dennoch gefahren. Allerdings könnten die Streikfolgen noch einige Tage zu spüren sein. Der Stau in den Rangierbahnhöfen werde sich erst Anfang nächster Woche auflösen, hieß es.

Komplizierter Tarifkonflikt

Und die Streikgefahr ist für die Reisenden nicht gebannt, weil sich die Deutsche Bahn in einem ihrer kompliziertesten Tarifkonflikte befindet. In getrennten Verhandlungen mit der GDL und der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) will sie vergleichbare Ergebnisse erzielen, während die beiden konkurrierenden Gewerkschaften um Einfluss bei dem Konzern ringen. Die EVG drängt auf einen Tarifabschluss für ihre Mitglieder bis zum 1. Juni. Auch sie droht damit, den Abschluss notfalls mit Streiks zu erzwingen.