Lange hat es so ausgesehen, als würde sich der Wechselkurs des Schweizer Franken bei 1,1 Euro einpendeln. Doch in den vergangenen Wochen ist es mit dem Wechselkurs weiter bergab gegangen. Der Franken wird immer stärker und liegt inzwischen bei 1,024 Euro und damit beinahe bei der Parität zum Euro.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hatte Mitte Jänner die mehr als drei Jahre geltende Euro-Kursuntergrenze von 1,20 Franken aufgegeben, worauf der Franken stark aufgewertet hatte. Vor allem die exportabhängige Schweizer Industrie stellt sich deswegen auf härtere Zeiten ein. Ökonomen gehen von einem Wachstumseinbruch aus. Die Wirtschaftsexperten des Bundes rechnen nach der im März veröffentlichen Prognose dieses Jahr mit einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes (BIP) um 0,9 Prozent.

Analysten gehen davon aus, dass die SNB weiterhin versucht, den Kurs zu stabilisieren - jedoch ohne Erfolg. Der Euro sei gegenüber anderen Währungen stark unter Druck, vor allem wegen der Schwierigkeiten in Griechenland und der Negativzinsen in Europa, sagte Andreas Ruhlmann, Analyst bei der IG Bank, vergangene Woche. Der indirekte Druck auf den Franken verstärke sich damit. Um den Höhenflug der Eidgenossen-Währung zu bremsen, ordnete die SNB Strafzinsen von 0,75 Prozent für große Franken-Einlagen an. 

Einkaufstourismus und Schmuggel

Weil bei den Nachbarn (abgesehen vom Fürstentum Liechtenstein, das ebenfalls den Franken hat) alles billiger als daheim ist, frönen Hunderttausende der rund acht Millionen Schweizer dem Einkaufstourismus. Besonders zur Freude von Handel und Gastronomie im nahen Baden-Württemberg, während zugleich grenznahe Schweizer Händler stöhnen.

Parallel zum legalen Auslandsshopping nimmt der Schmuggel zu, auch durch Gewerbetreibende. Schlagzeilen wie diese gehören zum Alltag: "300 Kilogramm Fleisch im Kofferraum versteckt". Zollfrei erlaubt ist pro Tag und Person ein Kilo. Doch die Verlockung ist groß, wenn etwas anderswo kaum die Hälfte kostet. Fast resignierend titelte die "Neue Zürcher Zeitung": "Wenn selbst der Pfarrer Fleisch schmuggelt". Ein Geistlicher war bei der Rückkehr aus Frankreich mit 30 Kilo Fleisch erwischt worden - für eine Grillparty, wie er angab.