Zwar wird der Schattenwirtschaft vulgo Pfusch in Österreich regelmäßig der Kampf angesagt, doch der Erfolg lässt - aus Sicht der Politik - zu wünschen übrig. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Linzer Schattenwirtschaftsforschers Friedrich Schneider.

Beim Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses werden in Österreich am häufigsten Pfuscher beschäftigt (70 Prozent), gefolgt von Auto-Reparaturen (20 Prozent). Danach folgen Kosmetik- und Friseurdienstleistungen (12 Prozent) und Hausarbeit (11 Prozent), geht aus der Umfrage hervor.

1000 persönliche Interviews

Auch bei Nachhilfestunden (9 Prozent) und Gartenarbeit sowie Kinderbetreuung (5 Prozent) greifen die Österreicherinnen und Österreicher gerne auf Schwarzarbeit zurück. Im Vergleich zur Umfrage im Jahr 2013 ist der Anteil bei der Kategorie "Renovieren einer Wohnung oder eines Hauses" um 8 Prozentpunkte am stärksten gestiegen.

"Es passiert ja hin und wieder, dass man auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgreift. In welchen dieser Fälle haben Sie auf einen Handwerker ohne Rechnung zurückgegriffen?", lautete die Frage in 1.000 persönlichen Interviews, die repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 15 Jahren ausgewählt wurden.

Kein Unrechtsbewusstsein

Nur 5 Prozent der Befragten meinten, dass man "Pfuscher" anzeigen sollte. 2 Prozent sind der Meinung, dass, wenn man sie erwischt, sie hohe Strafen erhalten sollten. "Ergebnisse der letzten beiden Fragen verdeutlichen, dass praktisch kein Unrechtsbewusstsein zum Thema Pfusch/Schattenwirtschaft vorhanden ist", betonte der Ökonom Schneider. Bemerkenswert sei, dass diese Einstellung zu Schattenwirtschaft über den Untersuchungszeitraum von 18 Jahren (1998 bis 2015) sehr stabil sei, also kein Wertewandel stattgefunden habe.

Ohne Pfusch sei vieles nicht leistbar

"Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten" beantworteten 70 Prozent der Befragten mit "Ja", gegenüber 2013 ein Anstieg von 4 Prozentpunkten. Die Aussage: "Der Staat ist eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt. Die Steuern sind einfach zu hoch" bejahten im Jänner/Februar 2015 rund 65 Prozent der Bevölkerung. Dieser Wert ist gegenüber 2013 um 16 Prozentpunkte stark gestiegen. Bei der heurigen Umfrage gaben 43 Prozent zu, dass sie in den letzten zwei bis drei Jahren auf einen "Pfuscher" zurückgegriffen haben, eine starke Erhöhung um 15 Prozentpunkte gegenüber 2013.

85 Prozent der Befragten meinten, dass der Staat mit ihren Steuergelder "verschwenderisch" umgeht. Dieser Wert ist gegenüber 2013 von 68 Prozent um 17 Prozentpunkte nach oben geschnellt.

Pfusch nimmt zu

Die Schattenwirtschaft dürfte heuer in Österreich das dritte Jahr in Folge zunehmen und auf 21,35 Mrd. Euro bzw. 8,14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) klettern, prognostizierte Schneider bereits im Februar. Das ist EU-weit im Verhältnis zum BIP der niedrigste Wert. Größter Verlierer beim Pfusch sei der Staat, dem dadurch Steuern und Sozialbeiträge in Höhe von 2 bis 3,5 Milliarden Euro pro Jahr entgehen, so Schneider. Die Steuerverluste selbst würden sich deshalb in Grenzen halten, da das "schwarz" verdiente Geld sofort wieder im offiziellen Wirtschaftskreislauf ausgegeben werde. Weiterer Verlierer seien die Krankenversicherungen, die Kosten zusätzlicher Unfälle bzw. von Arbeitsunfähigkeit der Pfuschern tragen müssten.