Die europäischen Netzwerk-Ausrüster Nokia und Alcatel-Lucent wollen ihre Kräfte im Kampf gegen die mächtige Konkurrenz aus China bündeln. Sie prüfen einen Zusammenschluss. Bei einer Fusion der beiden Unternehmen könnte ein neuer Weltmarktführer entstehen. Zugleich könnten jedoch politische Hürden in Frankreich dem Zusammenschluss im Wege stehen.

Alcatel-Lucent ist an der Börse gut elf Milliarden Euro wert, die Aktie zog nach der Ankündigung um über sieben Prozent an. Der Marktwert von Nokia liegt bei knapp 30 Milliarden Euro und die Finnen hatte zuletzt Geldreserven von rund 7,7 Milliarden Euro. Mit einem Kombi-Angebot aus Geld und eigenen Aktien könnte Nokia eine Übernahme also finanziell stemmen.

"Nationales Interesse"

Allerdings machte die französische Regierung bereits deutlich, dass sie ein Mitspracherecht und Garantien für das Geschäft von Alcatel-Lucent haben wolle. Das dürfte einen Deal erschweren. Denn die aktuellen Größenverhältnisse von Nokia und Alcatel-Lucent machen Sparmaßnahmen nach einem Zusammenschluss sehr wahrscheinlich. Die französische Regierung hat die Telekommunikationsindustrie zu einer Branche von nationalem Interesse ausgerufen und hat daher ein Auge auf einen möglichen Verkauf des Pariser Unternehmens.

Zusammen kommen Nokia und Alcatel-Lucent auf mehr als 120.000 Mitarbeiter und einen Firmenwert von 40 Milliarden Euro. Der Nokia-Konzern erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro. Der Löwenanteil kommt aus dem Netzwerk-Geschäft, die Handy-Sparte hatte das Unternehmen an Microsoft verkauft. Alcatel-Lucent hat laut Geschäftsbericht Erlöse von 16 Milliarden Euro. Der Konzern entstand aus einem Zusammenschluss zwischen Alcatel aus Frankreich und Lucent aus den USA. Nokia betrieb in der Netzwerk-Technik früher ein Gemeinschafsunternehmen mit Siemens, übernahm 2013 jedoch den 50-Prozent-Anteil der Deutschen.

Netzwerk-Ausrüster liefern Technik für Telekom-Konzerne. Dabei stehen etablierte westliche Anbieter unter verstärktem Druck aggressiver Rivalen aus China. Der europäische Rivale Ericsson hielt sich im vergangenen Jahr an der Spitze der Branche mit einem Umsatz von 25,1 Milliarden Euro. Die Schweden liefern sich aber schon seit Jahren ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Huawei aus China.

Vor allem mit dem wachsenden Datenverkehr über Smartphones brauchen die Telekom-Konzerne immer neue Ausrüstung für ihre Netze. Für die nächsten Jahre kündigt sich ein großes Geschäft mit dem nächsten Datenfunk-Standard 5G an, der viel schnelleres Internet unterwegs ermöglichen soll. Allerdings ist es immer noch ein Markt mit wenigen Abnehmern und einem scharfen Wettbewerb zwischen den Anbietern der Netztechnik.

Mitten in den Fusionsgesprächen kommen die Chefs von Nokia und Alcatel-Lucent mit dem französischen Präsidenten Francois Hollande zusammen. Ein Treffen sei noch für Dienstag vorgesehen, sagte eine Person aus dem französischen Präsidentenamt zu Reuters.

Aus dem französischen Wirtschaftsministerium hieß es, dass die Regierung in Paris sich wegen möglicher Stellenstreichungen sorgen könnte. Zugleich sei jedoch die Aussicht, zusammen mit Nokia einen Marktführer zu bilden, verlockend.