Über den Kaufpreis wird eisern geschwiegen, der gesamten Branche aber ist klar: Dieser Deal steckt die Claims im Pflegegeschäft in Österreich neu ab. Österreich größter privater Betreiber von Pflegeheimen, die SeneCura, gehört nun einer noch viel größeren europäischen Pflegegruppe, der französischen Orpea. Die im Jänner unterzeichnete Übernahme hat mit 1. April Rechtskraft erlangt.

58.000 Betten in Europa

Die SeneCura, mit 55 Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen mit rund 4200 Betten und 3000 Mitarbeitern in Österreich und Tschechien gehört nun zur Orpea, die 600 Pflegeeinrichtungen mit mehr als 58.000 Betten in Frankreich, Belgien, Deutschland, Spanien, Italien und der Schweiz betreibt. Acht Kärntner SeneCura-Heime von Arnoldstein bis Wolfsberg, von Villach bis St. Veit gehören nun zum Europakonzern Orpea.

Investmentsfonds boten mit

Das Pflegegeschäft gilt als boomende Zukunftsbranche angesichts der steigenden Alterserwartung und des damit anwachsende Pflegebedarfes. Dem Vernehmen nach hatten sich daher auch Investmentfonds für den Kauf von SeneCura interessiert, offenbar in Erwartung saftiger Renditen. Der sich aus dem Geschäft zurückziehende SeneCura-Begründer Rudolf Öhlinger hat allerdings schon vorher die Franzosen als verlässliche Partner auf der Rechnung gehabt und ihnen im Vorjahr die Senevita verkauft, die 100-prozentige Schweizer Tochter der SeneCura.
Während Öhlinger, der bisher auch als Geschäftsführer fungierte, sich ganz zurückzieht, bleibt der bisherige SeneCura-Geschäftsführer Anton Kellner in dieser Funktion auch bei den neuen Eigentümern an Bord. "Ich werde die Expansion sowohl in Österreich als auch Tschechien vorantreiben", sagt Kellner, der für die Insassen der Pflegeheime aus der Übernahme durch die Franzosen keine Veränderungen erwachsen sieht: "Unsere Philosophie Näher am Menschen und unsere ausgezeichneten Betreuungsstandards bleiben selbstverständlich erhalten." Öhlinger, der die SeneCura ab 1998 aufgebaut lobt Orpea als "Partner, der die Werte unserer Gruppe stärken wird".

400 Pflegebetten leer

Die Gesundheits- und Sozialreferentin der Landesregierung Lhstv. Beate Prettner sieht durch den Megadeal keine Änderungen auf die Pflegesituation in Kärnten zukommen. "Wir haben es rechtlich prüfen lassen und die Betreiber agieren auf der selben Gesetzesgrundlage wie bisher. Auch die Ansprechpartner bleiben dieselben". Mit Kellner gibt es bald ein Treffen. Da werden wohl die beiden Akutthemen im Bereich der Pflege zur Sprache kommen.
"Zwischen 380 und 420 Pflegebetten stehen in Kärnten leer. Da gab es in vergangenen Jahren eine enorme Fehlentwicklung, weil am Bedarf vorbei gebaut worden ist", so Prettner. Expansion dürfte in Kärnten daher nicht auf der Agenda stehen. Den Pflegeheimbetreibern winkt gleichwohl ein sicheres Geschäft. 2200 Euro dürfen sie pro Monat pro belegtem Pflegebett in Rechnung stellen. Finanziert aus den Pensionen der Pfleglinge und vom Land. Den Pflegeregress bei den Angehörigen hat die rot-schwarz-grüne Koalition ja abgeschafft. Weil 2200 Euro dem Heimbetreiber Otto Scheiflinger zu wenig waren, wird darum derzeit prozessiert, worauf die anderen Betreiber mit Interesse hinschauen. Für das Land geht es um viel Geld. Von 409 Millionen Euro Sozialbudget geht – inklusive der mobilen Pflege – rund die Hälfte in die Pflege. Das Geschäft blüht.