"Wir funktionieren", sagte am Freitagvormittag Roswitha Plesser, Leiterin des Triumph-Werks in Oberwart, das im heurigen Sommer geschlossen wird. Am Dienstag hatte die Belegschaft die Nachricht erhalten, dass das Ende vor der Tür steht und 210 Menschen ihren Job verlieren. "Die Mitarbeiter reagierten mit Betroffenheit und Fassungslosigkeit auf die Schließung", erzählte sie der APA.

"Alle waren in einem Schockzustand. Im Hinterkopf hatte jeder den Gedanken, dass es irgendwann vorbei sein wird, aber es hat niemand damit gerechnet, dass dieser gravierende Schritt so schnell kommt. Jeder hat gehofft, dass es noch ein paar Jahre dauern wird, bis zugesperrt wird, oder dass es sich bei manchen doch noch bis zur Pension ausgeht."

Noch arbeiten 210 Menschen in dem Werk. Drei Mechaniker - die einzigen Männer - vier Verkäuferinnen im Outlet-Geschäft, einige Angestellte und rund 160 Näherinnen sind derzeit in Oberwart beschäftigt. Der Altersdurchschnitt liege bei 47 Jahren. "Viele Mitarbeiter sind jahrzehntelang bei uns. Am längsten arbeitet eine 56-jährige Kollegin bei uns: Sie ist seit 41 Jahren hier beschäftigt", berichtete die Werksleiterin.

Seit bekannt ist, dass im Sommer zugesperrt werde, habe sich an der Arbeitseinstellung der Belegschaft nichts geändert, immerhin habe man ja auch Aufträge zu erfüllen. Außerdem blicken alle in Richtung Sozialplan. "Wir sind in der Erstellung des Sozialplans. Die ersten Verhandlungen sind für den 7. und 8. April anberaumt", sagte Betriebsratsvorsitzende Silvia Ivancsics.

Sie selbst kennt im Unternehmen jeden einzelnen Mitarbeiter - "und ich kenne jedes einzelne Schicksal, das dahinter steckt. Manche von ihnen können nur nähen, die haben hier bei uns gelernt." Für die Verhandlungen bat sie die Belegschaft um "positive Energie".

Land Burgenland stellt 200.000 Euro bereit

Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) hat am Freitag bei einem Besuch den zum großen Teil weiblichen Mitarbeitern zugesichert, dass das Land rund 200.000 Euro für eine Stiftung zur Verfügung stellt.

"Ich möchte Ihnen eines versichern: Ich werde alle Anstrengungen unternehmen vonseiten des Landes, dass einerseits möglichst rasch wieder etliche, möglichst viele Mitarbeiterinnen einen Arbeitsplatz bekommen und auf der anderen Seite stellen wir vonseiten des Landes auch entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung", sagte Niessl nach einem Gespräch mit Vertretern der Firma vor Journalisten und der Belegschaft.

Neben der geplanten Stiftung wies Niessl auch darauf hin, dass es die Möglichkeit für ältere Mitarbeiter (50 Jahre plus) gebe, ein Jahr lang bei der Gemeinde arbeiten zu können. Die Gemeinde zahle eine Hälfte des Lohnes, die zweite Hälfte übernehme das Land, erläuterte er. Außerdem habe man auch im öffentlichen Bereich vonseiten des Landes die Möglichkeit, bis zum Sommer einige Mitarbeiter aufzunehmen. Weiters solle der Outlet-Store in Oberwart eventuell erhalten bleiben.

Der Landeshauptmann meinte, dass es "sehr, sehr wichtig" sei, "dass wir gleich zu Beginn schauen, wir alle miteinander - die öffentliche Hand, Sie, der Betrieb - dass man möglichst rasch wieder einen Arbeitsplatz bekommt. Wer das nicht kann, nicht will, das Angebot nicht passt, werden wir eine Stiftung aktivieren." Niessl wies darauf hin, dass er wisse, dass dies kein Erfolgsrezept sei, "aber es ist eine Hilfe". Als neues Berufsfeld nannte er etwa den Pflegebereich oder den Tourismus.

Firma signalisiert Bereitschaft

Niessl zeigte sich auch "sehr froh darüber, dass vom Grundsatz her auch die Firmenvertretung bereit ist, über diese Stiftung nicht nur zu reden, sondern natürlich auch zu versuchen, Gelder zur Verfügung zu stellen." Außerdem hielt er fest, dass, sollten die rund 200.000 Euro nicht reichen, um alle, die wollen, auch in die Stiftung zu bekommen, man das Geld aufstocken werde.

Triumph-Vorstand Kay Zumkley hielt sich kurz: "Politik schafft Rahmenbedingungen, Politik schafft Infrastruktur. Was wir jetzt erleben ist für mich ein Novum, dass Politik ungefragt von sich aus die Geldbeutel aufmacht und sagt, wir unterstützen euch dabei. Sowohl das Land als auch die Stadt, der Bürgermeister (Georg Rosner (ÖVP), Anm.) und der Landeshauptmann, das ist für mich eine einzigartige Sache. Wir sind dafür sehr dankbar. Wir werden auf die Hände nicht schlagen, die uns entgegengestreckt werden. Es geht um Sie, es geht um die Menschen, die hier lange Zeit gearbeitet haben. Wir sind mit dem Konzern in Kontakt und wir werden mit den Sozialpartnern in Kontakt treten." In den nächsten Wochen soll nun ein Sozialplan erstellt werden.