Beim zwölften Ausstand der Lufthansa-Piloten innerhalb eines Jahres greift die inzwischen eingespielte Streikroutine. Gestrandete Passagiere waren zum Auftakt des Arbeitskampfes am Mittwoch zeitig in der Früh nach Angaben der betroffenen Flughäfen Fehlanzeige.

Der Frankfurter Flughafen ist mit fast 480 gestrichenen Kurz- und Mittelstreckenflüge am stärksten betroffen. Der übrige Flugbetrieb verlaufe jedoch normal, sagte ein Fraport-Sprecher. "Wir gehen routiniert damit um mittlerweile." Bisher seien keine überraschten Fluggäste der Lufthansa in Frankfurt aufgetaucht.

Am Flughafen München werden am Mittwoch 129 Starts und 143 Landungen der Fluggesellschaft abgesagt, wie der Airport mitteilte. Chaos und Andrang seien bisher ausgeblieben, sagte ein Polizeisprecher. Viele Reisende nähmen die Fahrt zum Flughafen gar nicht auf sich, da der Streik in den Medien ausreichend kommuniziert worden sei. Auch in Stuttgart herrschte Ruhe. "Die Lage am Flughafen ist normal. Es haben sich keine Warteschlangen gebildet", sagte ein Airport-Sprecher.

Fluggäste informiert

Auch Lufthansa gab sich gelassen. Das Unternehmen hatte nach Auskunft eines Sprechers bereits 38.000 SMS und 13.000 E-Mails an betroffene Fluggäste verschickt. Derzeit arbeite man mit Hochdruck an einem abgespeckten Flugplan für Donnerstag.

Zunächst hatte die Lufthansa für Mittwoch rund 750 von 1.400 geplanten Flügen auf kurzen und mittleren Strecken gestrichen. Davon sind etwa 80.000 Passagiere betroffen.

Österreich betroffen

Der Pilotenstreik bei der AUA-Mutter Lufthansa trifft auch Passagiere aus Österreich. Am Mittwoch fallen 16 Wien-Flüge von und nach München und Frankfurt aus, hieß es am Dienstagnachmittag. Vom Grazer Flughafen geht zudem kein Flieger nach Frankfurt: Alle acht Flüge sind gestrichen, ging Dienstagnachmittag aus der auf der Lufthansa-Website veröffentlichen Liste hervor. Die Passagiere können umbuchen oder stornieren.

Austrian Airlines hilft ihrem Mutterkonzern aus und fliegt von Wien nach Frankfurt und München mit größeren Flugzeugen. In der Früh und am späten Nachmittag setzt die AUA nach Frankfurt unter anderem einen Langstreckenjet des Typs Boeing 777 mit über 300 Sitzplätzen ein, wie ein AUA-Sprecher am Dienstag auf APA-Anfrage erklärt hatte.

Die AUA ist so wie Swiss, Germanwings, Eurowings und Air Dolomiti vom Pilotenstreik nicht direkt betroffen. Wer allerdings mit einem AUA-Ticket auf einen Lufthansa-Flug gebucht ist, sollte nachsehen, ob der Flug durchgeführt wird.

Am Dienstagabend weitete die Gewerkschaft ihren Streik aus - am Donnerstag sollen Langstrecken- und Frachtflüge betroffen sein.

Hintergrund ist das erneute Scheitern der Tarifgespräche zwischen dem Unternehmen und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC). Lufthansa hatte nach eigenen Angaben ein verbessertes Angebot zur Übergangsversorgung bis zur Rente der rund 5.400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag bezahlt werden, vorgelegt. Die Gewerkschaft sieht ihre Forderungen indes nicht erfüllt und verlangt, dass auch künftige Piloten in den Genuss von unternehmensfinanzierten Frührenten kommen sollen.

Die Fluggesellschaft warf der VC vor, die erneute Streikankündigung entbehre jeder Verhältnismäßigkeit. Die Gewerkschaft ihrerseits hielt der Lufthansa vor, nicht ernsthaft auf einen Tarifabschluss hinzuarbeiten.

Die VC hatte zunächst angekündigt, Kurz- und Mittelstreckenflüge am Mittwoch von 0.01 Uhr bis Mitternacht zu bestreiken. Schwerpunkte sind die Verbindungen über die Drehkreuze Frankfurt und München. Flüge der Lufthansa-Töchter Germanwings und Eurowings sind nicht betroffen. Das Langstreckenprogramm laufe am Mittwoch wie geplant, teilte die Airline mit.

Die meisten Passagiere, die vom Arbeitskampf betroffen seien, könnten auf andere Flüge umbuchen oder auf den Zug umsteigen.