Der Umsatz der österreichischen Apotheken mit Arzneimitteln auf Krankenkassenkosten ist im Jahr 2014 um 4,7 Prozent gestiegen. Das ist ein deutlich größerer Zuwachs als in den vorangegangenen Jahren. Dies geht aus den neuesten Zahlen des Österreichischen Apothekerverbandes hervor. Gleichzeitig beklagen die Apotheker sinkende Spannen und "rote Zahlen" in rund einem Drittel der Betriebe.

Die Zahlen der österreichischen Apotheker spiegeln rund 85 Prozent der Ausgaben der Krankenkassen für Arzneimittel wider. Sie basieren auf den Abrechnungsdaten mit den Krankenkassen. Etwa 70 Prozent des Umsatzes der rund 1360 öffentlichen Apotheken entfallen auf Medikamente, welche Ärzte auf Kassenrezepten verschreiben. 2012 hatte dieser Umsatz 2,309 Milliarden Euro betragen. Nominell war er 2013 dann um 1,1 Prozent auf 2,334 Milliarden Euro gestiegen. Bei einer Jahresinflationsrate von zwei Prozent hatte das einen realen Umsatzrückgang von 0,9 Prozent bewirkt. Der Österreichische Apothekerverband als Organisation der selbstständigen Apotheker teilte nun am Freitag die Jahresabrechnung für das vergangenen Jahr mit: "2014 erhöhte sich der Umsatz real um 4,7 Prozent auf 2,481 Milliarden Euro."

Wirtschaftliche Situation nicht verbessert

Das führte allerdings - so der Präsident des Verbandes, Christian Müller-Uri - nicht zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Apotheken. "Wir leben vom Ertrag, nicht vom Umsatz", sagte er gegenüber der APA. Die im vergangenen Jahr stärker gestiegenen Kassenumsätze seien durch die vermehrte Verschreibung von sogenannten "Hochpreisern" entstanden. Das sind Arzneimittel, die pro Packung mehr als 200 Euro kosten. Da die Spannen der Apotheken aber zum Preis der Arzneimittel degressiv verlaufen - umso niedriger, je mehr das jeweilige Medikament kostet - hätte es beim Rohertrag im vergangenen Jahr nur ein "leichtes Plus von real 0,5 Prozent" gegeben.

Christian Müller-Uri
Christian Müller-Uri © Österreichischer Apothekerverban

In den vergangenen Jahren hatten die Krankenkassen bei sehr geringen Ausgabensteigerungen bei den Medikamenten vor allem von der zunehmenden Verbreitung von Nachahmepräparaten (Generika) profitiert. Viele der am häufigsten im "Massenmarkt" verschriebenen Arzneimittel, zum Beispiel bestimmte Cholesterinsenker oder Blutgerinnungshemmer, verloren den Patentschutz. Dutzende deutlich billigere Generika kamen dafür auf den Markt. Doch die Entwicklung der medikamentösen Therapien geht jetzt vermehrt in Richtung High-Tech-Arzneimittel mit sehr spezifischer Wirkung bei immer enger umschriebenen Patientengruppen. Müller-Uri: "Das sind 'Nischenprodukte', die in der Entwicklung sehr teuer sind." Das mache einen Gutteil der Kostensteigerungen aus.

Geringe Spanne

Bei den österreichischen Apotheken schlägt diese Entwicklung aber nicht entsprechend durch. "Von zehn Euro, die eine Apotheke im Kassenbereich einnimmt, blieb ihr im Jahr 2010 eine Spanne von 1,82 Euro, und im Jahr 2014 ein Betrag von nur noch 1,64 Euro. Mit dieser geringen Spanne müssen alle Kosten abgedeckt werden, die jährlich steigen: Personal, Miete, Strom, EDV - aber auch Wochenend- und Nachtdienste", teilte der Apothekerverband am Freitag mit.

Aufgrund der angespannten Ertragssituation sei mittlerweile jede dritte der rund 1.360 Apotheken in Österreich ins Minus gerutscht. Laut einer Studie der KMU Forschung Austria wiesen 29 Prozent aller Betriebe eine negative Umsatzrentabilität auf. Die Eigenkapitalquote liege nur noch bei 2,4 Prozent.

Müller-Uri sieht jedenfalls kaum eine Möglichkeit, über eine 2016 auslaufende Vereinbarung mit dem Hauptverband der Sozialversicherungsträger hinaus den Krankenkassen bei der Sanierung ihrer Finanzen zu helfen: "Seit 1995 haben die Apotheken insgesamt rund 1,84 Milliarden Euro beigetragen." Weitere Belastungen seien nicht mehr zu verkraften. "Wir brauchen diese Finanzbeiträge in Zukunft für den eigenen Berufsstand."