Mit einem breit angelegten Reform- und Konjunkturpaket versucht Japans Regierung, die Wirtschaft im Land wieder in Gang zu bringen - bisher mit mäßigem Erfolg. Japans Zentralbankchef hat am Samstag beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos um Geduld gebeten und sieht im Staatsanleihenkauf der Europäischen Zentralbank und dem tiefen Erdölpreis eine große Chance.

Drei Standbeine hat das "Abenomics" genannte Programm von Premierminister Shinzo Abe: Eine massive Geldschwemme durch die Zentralbank, milliardenschwere Konjunkturspritzen sowie Wirtschaftsreformen und Deregulierungen sollen die Wirtschaft in Japan wieder in Fahrt bringen und die horrende Staatsverschuldung verkleinern. Die Abenomics sind umstritten, haben sie denn auch das Land bisher in eine noch tiefere Verschuldung stürzen lassen, ohne dass sich das Wachstum wesentlich beschleunigte.

Dennoch sieht Zentralbankchef Haruhiko Kuroda sein Land auf dem richtigen Weg. "Wir haben große Fortschritte gemacht", sagte er am WEF in einer Diskussionsrunde zum Ausblick der globalen Wirtschaft.

Es gebe zum Beispiel viel mehr Frauen am Arbeitsmarkt, auch in den Führungsetagen; die Visabestimmungen für ausländische Arbeitskräfte seien gelockert und dürften weiter liberalisiert werden. In den kommenden zwei Jahren soll nun auch die Steuerlast für Unternehmen gesenkt werden, auch um ausländische Firmen anzulocken.

Er habe in diesem Jahr in Davos "einen gewissen Pessimismus gespürt", sagte Kuroda. Diesen halte er jedoch für "etwas übertrieben". Denn zwei Faktoren stimmten ihn momentan zuversichtlich: Das kürzlich beschlossene Programm der Europäischen Zentralbank (EZB) zum Kauf von Staatsanleihen wie auch der tiefe Erdölpreis.

Deren Einfluss auf die globale Wirtschaft dürfte es nun Japans Regierung erleichtern, weitere Arbeitsmarktreformen umzusetzen und das Staatsdefizit zu senken. Die Regierung habe so viele Schulden aufgehäuft, dass "ein anständiger Konsolidierungsplan notwendig ist", so Kuroda. Der Plan, die Staatsneuverschuldung bis 2020 auf null zubringen, werde jedoch "sehr schwierig" zu erfüllen sein.