Rund um den Globus sorgt der Fahrdienst Uber unermüdlich für Schlagzeilen - derzeit vor allem für schlechte. „Was für eine Schande“, kritisierte ein Twitter-Nutzer jene Wucherpreise, die Uber-Fahrer nach der Geiselnahme in Sydney vorübergehend für Fahrten aus der Innenstadt kassierten.

Der Onlinedienst erklärte daraufhin reumütig, es tue dem Unternehmen „wirklich leid“, dass während des 16-stündigen Ausnahmezustands im Zentrum der australischen Metropole die Fahrgastpreise erhöht worden seien.

Nach den Geschäftsbedingungen steigen bei Uber die Preise in Spitzenzeiten. Als die Polizei während der Geiselnahme in Australien das Stadtzentrum von Sydney abriegelte, kam es zu einer sprunghaft erhöhten Nachfrage.

Ärger wächst

Der globale Ärger, mit dem der Fahrtenvermittler via Smartphone-App derzeit zu kämpfen hat, wächst. Das könnte das spektakuläre Wachstum des kalifornischen Start-ups bremsen.

Vor allem der Dienst UberPop, bei dem Privatleute Fahrten anbieten, die meist günstiger sind als der Taxitarif, stößt auf viel Kritik. Gegen die in ihren Augen unfaire Konkurrenz protestierten im Dezember die Taxifahrer in Paris. In Deutschland hatten Taxiunternehmer mehrere Erfolge gegen Uber vor Gericht erzielt.

In Wien fahren Profis

In Österreich dürfte das Geschäftsmodell zulässig sein, weil hierzulande nur an konzessionierte Mietwagenunternehmen vermittelt wird. Der Preis liege rund 25 Prozent unter den hiesigen Taxigebühren, versprach Johannes Wesemann, General Manager von Uber Österreich im August. In Wien haben sehr viele Mietwagenunternehmer auch Chauffeure.

Wiener Taxifahrer kritisieren eben diese Praxis und verweisen auf die Gewerbeordnung. Während Taxis mit geeichten Messgeräten für Kilometer oder Minuten unterwegs sind, müssen Mietwagenunternehmen schon vor Fahrtantritt wissen, wer der Kunde sei und wohin die Fahrt gehen wird. Der Preis muss ebenfalls vor Beginn der Fahrt feststehen. Uber rechnet jedoch nach Minuten bzw. Kilometer ab.

Klagen in Kalifornien

Aber selbst in seiner kalifornischen Heimat ist Uber inzwischen umstritten: Die US-Metropolen San Francisco und Los Angeles verklagten das Unternehmen vergangene Woche, weil es die Öffentlichkeit über die Überprüfung von Fahrern getäuscht habe. Sie werfen Uber zudem vor, sich nicht darum zu kümmern, dass die Fahrer die Preise korrekt berechnen.

In mehreren Ländern ist es Uber inzwischen ganz oder teilweise verboten, seine Dienste anzubieten. Kürzlich untersagte das thailändische Verkehrsministerium aus Sicherheitsbedenken, Kunden an private, nicht lizenzierte Fahrer zu vermitteln. Ähnlich argumentierte zuvor ein Richter in Madrid und verbot den Dienst UberPop. Dieses Angebot ist zum Beispiel auch den Niederlanden sowie in Hamburg und Berlin verboten. In Dänemark und Norwegen gehen die Behörden ebenfalls gegen Uber vor. Seit dem Sommer gibt es weltweit regelmäßig Proteste und Demonstrationen der Taxifahrer gegen den Dienst.

Telekom-Konzerne sollen Vermittlung stoppen

Ein Madrider Gericht hat unterdessen die Telekom-Konzerne in Spanien aufgefordert, ihre Dienste für Uber sofort einzustellen. Die Konzerne dürften es Uber nicht länger ermöglichen, Fahrdienste zu vermitteln. Wie die Justiz mitteilte, wurden zudem die Zahlungs- und Kreditkarten-Firmen in Spanien angewiesen, keine Zahlungen an Uber mehr vorzunehmen.

Es handle sich dabei nicht um eine neue Entscheidung, sondern um die Umsetzung eines Gerichtsbeschlusses vom 9. Dezember, betonte das Madrider Oberlandesgericht. Ein Handelsgericht hatte damals Uber in einer einstweiligen Verfügung die Vermittlung von Fahrdiensten in ganz Spanien bis auf weiteres verboten. Es gab damit dem Antrag einer Vereinigung von Taxi-Besitzern statt.

Die Entscheidung war damit begründet worden, dass die von Uber vermittelten Fahrer keine Lizenzen zur Personenbeförderung besäßen. Ein Gericht in Den Haag hatte zuvor ein ähnliches Verbot für die Niederlande erlassen. Uber ist in Spanien in Madrid, Barcelona und Valencia vertreten.

Probleme mit Fahrern

Hinzu kommt Ärger mit Fahrern: In San Francisco soll ein Uber-Fahrer einen Unfall verursacht haben, bei dem ein sechs Jahre altes Mädchen ums Leben gekommen ist. Gegen einen Fahrer aus Neu-Delhi gibt es Vergewaltigungsvorwürfe. Uber hat eingeräumt, den Fahrer nicht ordentlich geprüft zu haben. Der Mann hat etlicher Vorstrafen. Der Dienst wurde daraufhin in der indischen Hauptstadt verboten. Auch in Chicago soll ein Uber-Fahrer eine Kundin vergewaltigt haben.

Die Aussage eines Uber-Managers hat für weiteres Aufsehen gesorgt. Vizepräsident Emil Michael wollte das Privatleben kritischer Journalisten durchforsten, um sie unter Druck setzen zu können. Uber-Chef Travis Kalanick versicherte kurz danach, dass dies nicht die Linie des Unternehmens sei.

Versicherung, Haftung und Lizenz

Fahrdienstvermittler wie Uber oder sein Konkurrent Lyft beschäftigten die Behörden, weil sie „etwas Anderes“, etwas Neues darstellten, sagt US-Verbraucherschützer John Breyault. Deshalb müssten sich die Behörden Fragen zur Versicherung, zur Haftung und zur Auswahl der Fahrer stellen.

In Europa ist die Lage noch kritischer. Taxifahrer sind vielen Regeln unterworfen. Es gibt technische Kontrollen, der Gesundheitszustand wird regelmäßig überprüft und man braucht eine Fahrgastversicherung.

Immer frisches Geld

Uber selbst zeigt sich weiter selbstbewusst. Erst vor Kurzem hat sich das Unternehmen 1,2 Mrd. Dollar (963,86 Mio. Euro) frisches Kapital gesichert und seinen Wert damit auf 40 Mrd. Euro hochgeschraubt. Der chinesische Internetkonzern Baidu soll 600 Millionen Dollar in Uber investiert haben.

„Wir sind heute sechs Mal größter als vor zwölf Monaten“, schrieb Uber-Chef Travis Kalanick vor Kurzem in einem Blog. Diese Entwicklung sei „bemerkenswert“, aber erst in den nächsten Jahren werde der Einfluss Ubers in den Städten wirklich „sichtbar“ werden. Das schnelle Wachstum auf inzwischen mehr als 250 Städte in gut 50 Ländern sei mit „Wachstumsschmerzen“ einhergegangen, gestand Kalanick ein. Doch der Blick in die Zukunft fällt damit nicht kleiner aus: 2015 wolle das Unternehmen eine Million Jobs schaffen. Außerdem soll in San Francisco eine neue Firmenzentrale gebaut werden.

Rob Lever/AFP, APA, Red.