Die russische Regierung versucht, trotz Rubelverfalls und hoher Inflation die Brotpreise stabil zu halten. Regierungschef Dmitri Medwedew kündigte am Montag an, die Ausfuhr von Getreide zu beschränken: "Wir brauchen eine Mindestreserve, um die Ernährungssicherheit garantieren zu können. Es ist Zeit, über behördliche Ausfuhrbeschränkungen zu sprechen." Russland ist der drittgrößte Getreideexporteur der Welt.

Vize-Regierungschef Arkadi Dworkowitsch kündigte nach Angaben der russischen Nachrichtenagenturen eine Zollschranke an. Sie könne binnen 24 Stunden errichtet werden. Auf den europäischen Märkten stiegen am Montag die Kurse für Weizen.

Die russische Währung ist seit Jahresbeginn auf Talfahrt. Für Landwirte ist der Export von Getreide attraktiver als der Verkauf im eigenen Land. Auf dem Weltmarkt wird in Dollar gezahlt.

104 Millionen Tonnen Ernte

"Wir haben eine gute Ernte gehabt, aber gleichzeitig sind die Preise wegen der Schwankungen des Rubel sehr günstig, und die Ausfuhren sind stark gestiegen", sagte Medwedew. Tatsächlich war die Getreideernte dieses Jahr eine der besten seit Jahrzehnten in Russland; die Landwirte fuhren 104 Millionen Tonnen ein. Trotz des großen Angebots stiegen die Preise aber kräftig. Medienberichten zufolge wird bereits ein Anstieg des Brotpreises um zehn Prozent erwartet.

Befürchtet wird ein komplettes Ausfuhrverbot, wie es Russland nach der sehr schlechten Ernte 2010 verhängt hatte. Landwirtschaftsminister Nikolai Fjedorow hatte entsprechende Pläne zwar vergangene Woche dementiert. Doch russischen Medienberichten zufolge stellen die Behörden nur noch vereinzelt Exportgenehmigungen aus, ohne dies zu begründen. Die staatliche Eisenbahngesellschaft informierte die Exportunternehmen zudem, dass Getreidetransporte begrenzt seien. Das Unternehmen berief sich auf "höhere Gewalt" - ohne ins Detail zu gehen.