Angesichts des Einbruchs beim russischen Rubel stoppen die ersten Autobauer ihre Verkäufe in Russland. Die Opel-Mutter General Motors (GM) habe damit schon am 16. Dezember für eine noch unbekannte Dauer begonnen, teilte der Konzern am Donnerstag mit. Audi stoppte die Belieferung der Händler bis Anfang nächster Woche, um die aktuellen Preise zu überprüfen, sagte ein Sprecher der Volkswagen-Tochter.

Der reguläre Verkauf in den Autohäusern laufe aber weiter, bestellte Neuwagen würden ausgeliefert. VW selbst verkaufe weiterhin Autos in Russland, blicke aber mit Sorge auf den dortigen Markt, sagte ein Sprecher. GM will bereits georderte Modelle der Marken Cadillac, Opel und Chevrolet noch zu den vereinbarten Preisen an die Kunden übergeben. Jaguar Land Rover setzte seinen Verkauf bis zu diesem Freitag aus.

BMW versucht bereits seit dem Sommer, Autos in anderen Märkten zu verkaufen, nachdem die Nachfrage nach Neuwagen im Zuge der Ukraine-Krise und des Ölpreisverfalls drastisch abgesackt war.

Umsätze und Gewinne schwinden

Ein schwacher Rubel sorgt dafür, dass die russischen Autopreise umgerechnet in US-Dollar oder Euro an Wert verlieren. Das lässt den dortigen Umsatz und am Ende auch den Gewinn der Autobauer schwinden - bis hin zu roten Zahlen. Der Rubel steht unter anderem wegen des fallenden Ölpreises seit Monaten unter Druck. Zwischenzeitlich verlor die Währung im Vergleich zum Dollar seit Jahresbeginn mehr als 50 Prozent - entsprechend brachen die Preise bei der Umrechnung in Dollar oder Euro ein.

Angesichts der schweren Krise auf dem Automarkt hatte die russische Regierung Anfang Dezember angekündigt, die Abwrackprämie bis Ende 2015 verlängert. Russland hatte die Abwrackprämie nach deutschem Vorbild im September wieder eingeführt. Der russische Automarkt steckt seit Monaten in der Krise. Zuletzt soll es laut Medienberichten zu Hamsterkäufen gekommen sein, weil etliche Russen Autos als wertstabiler als vieles andere ansehen.

Die Regierung und die russische Notenbank versuchen inzwischen den Rubel mit Verkäufen ihrer Devisenreserven zu stützen. Eine drastische Zinserhöhung der russischen Zentralbank war dagegen zuvor verpufft. Kremlchef Wladimir Putin warnte am Donnerstag, Russlands Wirtschaftsprobleme könnten zwei Jahre andauern. Der Rubel könne bei fallenden Ölpreisen weiter an Wert verlieren.

Fabriken deutscher Hersteller mit Kurzarbeit

Das trifft praktisch alle Hersteller. "Deutsche Autofabriken sind bereits seit einigen Wochen auf Kurzarbeit geschaltet oder entlassen Mitarbeiter", sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, zuletzt in einem Interview. Angesichts von Rubelverfall und sinkender Kaufkraft der Russen rechnet der DIHK für dieses Jahr mit 20 Prozent Rückgang der deutschen Exporte nach Russland.

Betroffen sind außerdem nicht nur Autobauer: Apple stoppte bereits den Onlineverkauf seiner iPhones und iPads in Russland, um die Preise anzupassen. Zuvor hatte der kalifornische Elektronikkonzern bereits die Preise in Russland etwa für sein iPhone 6 um 25 Prozent angehoben.

Der weltgrößte Möbelhändler Ikea stoppt unterdessen angesichts eines Kundenansturms vorübergehend den Verkauf von Küchen in Russland. Am Samstag solle der Verkauf aber wieder aufgenommen werden, teilte das schwedische Unternehmen am Donnerstag mit. Ikea hatte angekündigt, die Preise in Russland anzuheben. Die Russen decken sich wegen des Wertverfalls des Rubels mit Gütern wie Autos, Unterhaltungselektronik und auch Küchen ein. Sie wollen sich so vor einem Wertverlust ihrer Ersparnisse und gegen steigende Preise schützen.