Bei Bier kennt der Österreicher kein Pardon. Acht von zehn Bewohnern ist es „sehr wichtig“ oder „wichtig“, dass der Gerstensaft gut gezapft ist. Mit jährlich 108 konsumierten Litern pro Kopf und Gaumen gilt das Land hinter der Tschechischen Republik als Vizeeuropameister.
Entsprechend hoch gehen die Wogen, wenn eine Bierpreiserhöhung vor der Tür steht.

Am Montag wird es wieder soweit sein – Branchenprimus Brau Union (Gösser, Puntigamer, Zipfer etc.) erhöht die Preise im Schnitt um 2,5 Prozent. Brau-Union-Generaldirektor Markus Liebl begründet die "Anpassung" mit "erhöhten Personalkosten". Ins Gewicht falle aber auch der verstärkte Fokus auf heimische Rohstoffe sowie Investitionen in Sachen Energieeffizienz. Kurzum: Die Preise steigen, weil der Konzern auch in "wirtschaftlich herausfordernden Zeiten" marktfit bleiben will.

Villacher erhöht (noch) nicht

Tatsächlich ließ heuer ein durchwachsener, nasskalter Sommer die Absätze quer durch die Branche zurückgehen. Laut Brauereiverband wurde um 2,8 Prozent weniger Bier getrunken. Zudem kämpfen die Bierbrauer mit steigenden Kosten.

Die Villacher Brauerei, die seit zwei Wochen zu 100 Prozent der Brau Union (und damit dem holländischen Heineken-Konzern) gehört, macht die aktuelle Preiserhöhung nicht mit, betont Villacher-Sprecher Peter Peschel. Für die nächsten Monate schließe man das aber nicht aus. "Wir haben die gestiegenen Rohstoffkosten nicht an die Kunden weitergegeben", sagt Peschel.

Brauunion-Chef Markus Liebl
Brauunion-Chef Markus Liebl "passt die Preise an" © Sabine Hoffmann

In Sachen Sortiment stellt man fest, dass der Radlerboom vorerst vorbei ist. Der Trend beim Bier geht in Richtung Craft Beer (stark hopfenbetont), Leichtbier und alkoholfreies Bier. Die Kärntner Hirter Brauerei trägt dem mit "Hirter fresh" Rechnung. "Ein leichteres Bier mit nur 3,4 Prozent Alkohol. Bei Blindverkostungen zeigt sich, dass weniger Alkohol nicht weniger Geschmack bedeutet", sagt Hirter-Chef Nikolaus Riegler.

Murauer setzt auf die Dose

Preiserhöhungen seien noch kein Thema, obwohl die Saison „durchwachsen“ war, betont Riegler. Die Dominanz von Heineken bereite ihm ein wenig Kopfzerbrechen. „Aber wir sind motiviert und hoffen, dass die Kunden auf die echten heimischen Biere setzen.“ Gegenwind verspürt man aktuell auch im steirischen Murau. Zwar sei der prognostizierte Absatzrückgang mit rund "zwei Prozent" nicht dramatisch, "grundsätzlich", räumt Geschäftsführer Josef Rieberer ein, bewege man sich aber durch "sehr schwierige Zeiten". Vor allem weil Bier zu einem Aktionsgut verkomme, und im Handel kaum mehr zu Normalpreisen verkauft werde.

Deswegen hat sich die auf Nachhaltigkeit fokussierte Brauerei – im Murtal wird mit Wärme aus dem Biomasse-Heizkraftwerk produziert – zu einer intern heiß umstrittenen Entscheidung durchgerungen: Seit Mitte September gibt’s Murauer Bier auch in der Dose. Die Hintergedanken der Maßnahme? Schaffen will man so den Eintritt in ein bedeutendes Marktsegment – jedes dritte im Handel verkaufte Bier kommt aus der Dose – und den Schritt nach Wien, Österreichs Dosenhauptstadt.