Der Ölpreis ist am Freitag mit der Aussicht auf eine unverändert hohe Fördermenge durch die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) weiter gefallen. Nach dem massiven Einbruch vom Vortag geht es am Ölmarkt mit den Notierungen aber nur vergleichsweise leicht nach unten.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete in der Früh 72,05 US-Dollar (57,7 Euro). Das sind 53 Cent weniger als am Vortag. Auch der russische Rubel fiel im Verhältnis zur US-Währung auf ein neues Rekordtief. Für einen US-Dollar mussten bis zu 49,6 Rubel gezahlt werden - so viel wie noch nie. 

Die Entscheidung der OPEC, das Ziel für die Fördermenge nicht zu verändern, birgt das Potenzial für weiter sinkende Ölpreise, kommentierten Rohstoffexperten der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die zwölf Mitgliedsstaaten des Ölkartells hatten sich am Donnerstag trotz des Preisverfalls am Ölmarkt nicht auf eine Kürzung der Fördermenge einigen können und damit für einen weiteren Einbruch der Ölpreise gesorgt. Seit dem Sommer hat Rohöl auf dem Weltmarkt etwa ein Drittel an Wert verloren.

Venezuela kann sich nicht durchsetzen

Das Ölkartell selbst wirkt so gespalten wie noch nie. Ein "Bündnis gegen den Ölpreisverfall" hatte etwa Venezuelas Präsident Nicolas Maduro im Vorfeld angekündigt. Das Opec-Mitgliedsland ist von den Öleinnahmen extrem abhängig. Am Donnerstag signalisierte Außenminister Rafael Ramirez noch aus dem Konferenzsaal des Opec-Sitzes in Wien Zustimmung zu deutlichen Produktionskürzungen, um die Preise zu stabilisieren.

Doch am Ende setzten sich die mächtigen Golfstaaten um den mit Abstand größten Opec-Produzenten Saudi-Arabien durch, der schon unmittelbar vor dem Treffen eine Förderkürzung ablehnte. "Die Golfländer können mit dem Preis einfach noch leben", kommentierte etwa Energieanalystin Cornelia Meyer die Entscheidung in Wien.

Im Gegensatz beispielsweise zu Venezuela oder auch dem Iran können wohlhabendere Länder wie Kuwait und die Vereinigten Arabischen Emirate deutlich tiefere Preise verkraften.

Die OPEC schwächelt

Als die Organisation erdölexportierender Länder in den 1970er-Jahren ihre Fördermenge erstmals massiv drosselte, um den Westen für die Unterstützung Israels abzustrafen, ächzte die Weltwirtschaft. Heute scheint das einst mächtige Kartell deutlich schwächer. 

Denn die Organisation hat zwar seit 2011 das selbstgesteckte Förderzielziel von 30 Millionen Barrel am Tag - sie lieferte aber zuletzt deutlich mehr. Damit ist auch die Opec - neben dem Boom von Schieferöl in den USA und der schwachen weltweiten Nachfrage aufgrund der Wirtschaftsflaute - für den Preisverfall mitverantwortlich.