Beginnend mit Jänner 2015 wird der Faserhersteller Lenzing vor allem in Oberösterreich weitere bis zu 250 Arbeitsplätze streichen. Lenzing leidet seit langem unter stark fallenden Faserpreisen und fährt deshalb einen Sparkurs. Schon bisher reduzierte der Konzern den Personalstand weltweit um rund 600 Vollzeitstellen, 250 davon in Österreich. Auch die Leiharbeiterzahl wurde mehr als halbiert.

"Wir melden die Mitarbeiter umgehend beim AMS an und beginnen im Jänner mit der Personalreduktion", sagte Unternehmenschef Peter Untersperger am Freitag. Aufgrund des schwierigen Preisumfeldes kappt das börsennotierte Unternehmen seine Großprojekte und fährt die Investitionen auf ein Mindestmaß zurück.

Drittel der Kündigungen betrifft Leiharbeiter

"Wenn wir Großprojekte nicht machen, die sonst sehr viele Leute beanspruchen, haben wir sehr viele Kapazitäten übrig", so Untersperger. Sprich Personal, das nicht gebraucht wird. Betroffen seien Beschäftigte in den Bereichen Engineering, Instandhaltung und Lenzing Technik. Ein Drittel des angekündigten Abbaus betrifft Leiharbeiter. Der noch laufende Sozialplan sowie die Lenzing-Arbeitsstiftung sollen auch für die heute bekannt gewordenen Beschäftigten gelten.

Aktuell beschäftigt der Faserkonzern weltweit 6.157 Personen, 2.955 davon in Österreich.

Lenzing AG, Standort in Österreich
Lenzing AG, Standort in Österreich © Walter Schweinöster

Ob dem Sparkurs der Firma auch ganze Fabriken zum Opfer fallen, ist noch nicht klar. Alle Standorte stünden auf dem Prüfstand, hatte Untersperger heuer angekündigt. "Wir sind mit der Überprüfung noch nicht fertig", sagte Untersperger am Freitag auf Nachfrage. Man stelle sich natürlich schon die Frage, "ob wir die richtigen Produkte an den richtigen Standorten mit den richtigen Kosten haben". Lenzing hat Werke in China, Indonesien, USA, England, Tschechien und eben Österreich.

Investitionen sollen reduziert werden

Zum Halbjahr hatte Lenzing angekündigt, nachschärfen zu müssen und statt der für 2014 geplanten Einsparungen von 60 Mio. 90 Mio. Euro sparen zu müssen. "Das geht jetzt schon Richtung 100 Mio. Euro", so Untersperger. Auch die Investitionen sollen künftig auf 100 Mio. Euro oder sogar darunter reduziert werden. 2012 investierte Lenzing noch 340 Mio. Euro. 2013 waren es dann nur noch 250 Mio. Euro.

Einen Ausblick für das Gesamtjahr 2014 hat das Management heuer nicht bekanntgegeben. Untersperger rechnet nicht mit einer Besserung bei den Faserpreisen. Zuletzt kostete ein Kilo Fasern 1,55 Euro, nach 1,72 Euro im Jahr davor. "1 Cent weniger kostet uns 10 Mio. Euro Umsatz", erläuterte der Unternehmenschef.

Positives hatte Untersperger von der neuen Faser-Anlage in Lenzing (Oberösterreich) zu vermelden. Die Anlage sei nun komplett hochgefahren, die Auslastung sei gut.

Betriebsrat überrascht

Er sei vor allem über das Ausmaß von 250 Jobs, die wegfallen könnten, überrascht gewesen, sagte Betriebsratschef Rudolf Baldinger im Gespräch mit der APA.

"Allerheiligen-Stimmung" - so beschrieb Baldinger die allgemeine Gemütsverfassung bei der Veranstaltung, an der rund 700 bis 800 Personen teilnahmen. "Wir haben gewusst, dass ein Projekt läuft. Es geht ja die Beraterfirma ein und aus", erklärte der Betriebsrat. Aber mit einem Stellenabbau in dieser Dimension habe er nicht gerechnet. Mit dem Vorstand sei vereinbart worden, dass der bestehende Sozialplan verlängert werde. Auch die Stiftung solle den Mitarbeitern wieder zur Verfügung stehen. 50 bis 60 Personen aus der letzten Kündigungswelle hätten diese genützt.