Rabatte von bis zu 90 Prozent für die Shopaholics. Und zum Teil an die 300 Prozent Umsatzsteigerung für teilnehmende Händler. Konrad Kreid, Initiator des „Black Friday Sale“ spricht gern in Superlativen über sein Event: „Im Vorjahr hatten wir 1,2 Millionen Besucher auf der Seite. Im Schnitt gaben die Shopper rund 200 Euro aus.“ Seit Donnerstagabend bieten wieder Hunderte Händler aus dem deutschsprachigen Raum preisgesenkte Produkte. Auf www.blackfridaysale.at sind Angebote von Otto, Media Markt, Marionnaud, Hervis, Sony, Tommy Hilfiger etc. 24 Stunden lang zusammengefasst. Der Online-Riese Amazon wirft schon seit Montag in seiner „Cyber Monday Woche“ 5500 Angebote auf den virtuellen Wühltisch.

„Mode, Reisen und Elektronikartikel wie neue Smartphones, Tablets oder Konsolen sind besonders stark nachgefragt“, sagt Kreid. Im Schnitt warten beim „Black Friday Sale“ Rabatte von rund 50 Prozent. Im Vorjahr sollen rund 30 Millionen Euro umgesetzt worden sein. Einiges lief aber nicht nach Plan – die Server waren zum Teil überlastet, zudem gab es Beschwerden über nicht einlösbare Gutscheine und hohe Versandkosten.

„Unseriöse Rabatte“

Konsumentenschützer sehen die Online-Schnäppchen überhaupt kritisch. Viele der angegebenen Rabatte würden auf dem Vergleich mit unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller beruhen. Kaum ein Händler verkaufe die Ware aber tatsächlich zum Empfehlungspreis der Hersteller. Aus über 50 Prozent Preisnachlass werden dann etwa nur 20 Prozent Ersparnis. 90 Prozent Rabatt zu versprechen sei überhaupt unseriös. Der Tipp an die Kunden: Mithilfe von Preissuchmaschinen die Angebote überprüfen.

Auch Cyber-Betrüger versuchen mit eigens eingerichteten gefälschten Webshops vom „Black Friday“ zu profitieren. „Generell sollte man alles hinterfragen, was extrem günstig angeboten wird“, betont Arbeiterkammer-Experte Stephan Achernig. „Markenware zum Billigpreis kann sich als Fälschung entpuppen und vom Zoll eingezogen werden.“ Konsumenten sollten nur „in ihnen bekannten Online-Geschäften einkaufen“ und „vorsichtig sein, wenn sie persönliche oder finanziellen Informationen weitergeben“, rät der Netzwerksicherheits-Anbieter Fortinet.

Lange Warteschlangen

Auf rund 1,9 Milliarden Euro taxiert RegionPlan Consulting die Umsätze des Einzelhandels im österreichweiten Weihnachtsgeschäft, der Online-Anteil ist dabei mit knapp über fünf Prozent noch überschaubar. Vorreiter ist der Buchhandel mit einem Drittel Online-Anteil, gefolgt vom Elektrohandel (23 Prozent).

In den USA ist der „Black Friday“ (der Tag nach Thanksgiving) seit den 1990er-Jahren traditionell der stärkste Einkaufstag des Jahres – lange Warteschlangen vor Wal-Mart & Co. inklusive. Im Vorjahr gaben die Kunden allein an diesem Tag 57 Milliarden US-Dollar aus. Doch auch hier setzen die Online-Anbieter dem stationären Handel ordentlich zu. Die Reaktion? Die Rabattschlacht wurde mittlerweile einfach auf mehrere Tage ausgedehnt.

WOLFGANG FERCHER