Kurz vor dem OPEC-Treffen zeichnete sich keine gemeinsame Linie der großen Ölförderländer ab. Gespräche zwischen den OPEC-Mitgliedern Saudi-Arabien und Venezuela sowie Mexiko und Russland am Dienstag in Wien ergaben keine Einigung auf eine Förderkürzung.

Alle Teilnehmer der Sitzung hätten einem weiteren Treffen in drei Monaten zugestimmt. Sie seien der Auffassung gewesen, dass der aktuelle Ölpreis von unter 80 Dollar je Barrel nachteilig sei, wie Venezuelas Außenminister Rafael Ramirez sagte. Seit Juni sind die Preise um gut ein Drittel gesunken. Russland ist einer der Hauptleidtragenden dieser Entwicklung. Das Öl-Kartell OPEC kommt am Donnerstag in Wien zusammen.

Schieferölboom in den USA

Ein wichtiger Grund für den Öl-Preiseinbruch ist der Schieferölboom in den USA, der zu einem drastischen Überangebot an den Weltmärkten geführt hat. Dennoch rätseln selbst langjährige OPEC-Beobachter darüber, ob die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) auf den Preisverfall reagiert und die Förderung drosselt. Denn Saudi-Arabien als weltgrößter Ölexporteur und wichtigster OPEC-Staat ist ein enger Verbündeter der USA, die wegen der Ukraine-Krise im Streit mit Russland liegen.

Russland bezieht rund 40 Prozent seiner staatlichen Einnahmen aus dem Öl-Export. Im Haushaltsplan für 2014 rechnet die Regierung in Moskau mit einem durchschnittlichen Preis von 104 Dollar je Barrel (159 Liter). In Moskau ist daher längst von einem Komplott die Rede. Auch der Iran hat den beiden Feinden USA und Saudi-Arabien konspirative Absprachen vorgeworfen, die sich gegen die Wirtschaft des Landes richteten.

Der Chef des größten russischen Ölkonzerns Rosneft, Igor Setschin, sagte, dass Russland seine Förderraten derzeit nicht senken könne. Mittel- bis langfristig sei dies aber möglich. Russland leide nicht stark unter dem Rückgang des Ölpreises. Dieser könnte aber eine Verschiebung von kapitalintensiven Projekten nach sich ziehen, ergänzte Setschin. Zu Wochenbeginn hatte Rosneft eine staatliche Ölreserve ins Gespräch gebracht. Demnach sollen für Zeiten des Überangebots Möglichkeiten zur Lagerhaltung geschaffen werden.

Russland entgehen bis zu 140 Milliarden Dollar im Jahr

Russland gehört nicht zur OPEC, aber mit den USA und Saudi-Arabien zu den drei führenden Rohölproduzenten. Wegen des Preisverfalls sowie der westlichen Sanktionen im Ukraine-Konflikt entgehen dem Land nach eigenen Schätzung bis zu 140 Milliarden Dollar im Jahr.

Doch auch für die USA könnte der sinkende Ölpreis über kurz oder lang zum Problem werden. Denn die Schieferölproduktion ist kostspielig. Der Rohstoff muss mit hohem technischem Aufwand aus Schiefergestein gelöst werden. Mehrere US-Produzenten haben signalisiert, dass sie profitabel bleiben können, wenn die Preise über 70 Dollar bleiben. Die Internationale Energiebehörde IEA rechnet damit, dass die Investitionen in die US-Schieferölproduktion im nächsten Jahr um rund zehn Prozent sinken. Einige Experten vermuten daher, dass Saudi-Arabien in der Ölpolitik auch auf die wachsende Konkurrenz aus den USA schielt.