Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet für Österreichs Wirtschaft in den nächsten beiden Jahren mit einer Erholung. Eine Steuersenkung insbesondere für Geringqualifizierte und eine Anhebung des effektiven Pensionsantrittsalters würden die Erwerbsbeteiligung anheben und das Wachstum ankurbeln, heißt es im heute Dienstag präsentierten Wirtschaftsbericht.

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Konkret wird für 2014 ein BIP-Wachstum von 0,5 Prozent erwartet, 2015 soll dieses dann auf 0,9 und 2016 auf 1,6 Prozent steigen. Die Arbeitslosenrate werde nach 5,0 Prozent 2014 auf 5,2 Prozent 2015 klettern, für 2016 ist ein leichter Rückgang auf 5,1 Prozent prognostiziert.

Geringes Wachstum 2014

Noch im Mai hatte die OECD für Österreich für 2014 ein Wachstum von 1,5 Prozent prognostiziert, nun wird nur mehr mit einem Drittel davon gerechnet.

Das Wachstum bleibe zwar aufgrund der schwachen Auslandsnachfrage und des abnehmenden Vertrauens im Inland "verhalten". Angesichts der soliden Fundamentaldaten, günstiger Finanzierungsbedingungen und der Verbesserung des außenwirtschaftlichen Umfelds dürfte sich die österreichische Wirtschaft 2015 und 2016 wieder stetig erholen, erläutert die Organisation.

Die Arbeitslosenquote sei zwar für österreichische Verhältnisse hoch, innerhalb der EU zähle sie jedoch nach wie vor zu den niedrigsten. Die Inflation werde den Projektionen zufolge oberhalb des Durchschnitts des Euroraums verharren.

Staatsbanken sind eine Belastung

Direkte Worte findet die OECD zum Umgang mit den teil- und vollverstaatlichten Banken: Deren Umstrukturierung stelle weiterhin eine Belastung für die Staatsfinanzen dar. Vor allem die Abwicklung der Hypo Alpe Adria (jetzt: Heta) werde das Haushaltsdefizit im Jahr 2014 nochmals erhöhen. "Die Rechtsunsicherheit im Zusammenhang mit dem Abschluss der Umstrukturierung sollte rasch beseitigt werden", mahnt die OECD.

Betreffend der Eigenkapitalausstattung anderer international exponierter Banken seien zwar "Fortschritte" erzielt worden. Die zuständigen Stellen müssten die Umsetzung des Regulierungsrahmens der EU für den Bankensektor aber "zügig zu Ende bringen", stellt die OECD auch hier den Behörden die Rute ins Fenster.

Euro-Abwertung wäre positiv

Die in Österreich im Vergleich relativ hohe Inflation könnte die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen und das Exportwachstum bremsen. Positiver könnte die Entwicklung indessen ausfallen, wenn eine weitere Abwertung des Euro, rückläufige Energiepreise sowie die historisch niedrigen Zinssätze die Inlandsnachfrage und die Ausfuhren stärker ankurbeln als erwartet. Eine Beruhigung der Lage in der Ukraine bzw. ein Abklingen der regionalen Spannungen würde die Aussichten auf eine Erholung des wichtigen osteuropäischen Markts verbessern.

Die Stabilität der österreichischen Wirtschaft wird von der in Paris angesiedelten Organisation insgesamt hoch eingeschätzt: Österreich, Deutschland und Polen seien die am wenigsten gefährdeten OECD-Länder im Falle von Finanzmarktturbulenzen.