Mit der Ostöffnung am 1. Mai d. J. werde es keine "gröbere Arbeitsvölkerwanderung" geben, der heimische Arbeitsmarkt werde daher in "keinster Weise in Mitleidenschaft" gezogen werden, so der Vorstand des Personaldienstleisters Trenkwalder, Hermann Mairhofer, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. So wie auch das Arbeitsmarktservice (AMS) geht er von einem Zustrom von 20.000 bis 30.000 Arbeitskräften im ersten Jahr aus.

Ab Mai werden auch in Österreich und in Deutschland nach siebenjährigen Übergangsregelungen die Arbeitsmärkte für die Bürger aus den acht osteuropäischen Ländern, die erst 2004 der Union beigetreten sind, geöffnet. Damit können Polen, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Esten, Letten und Litauer ohne Einschränkungen, das heißt ohne Ausländerbeschäftigungspapiere, in Österreich arbeiten. Bei den österreichischen Unternehmen bestehe ein hoher Bedarf an Fachkräften. Allerdings seien die meisten qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Osten bereits im Westen. "Sehr viele EU-Länder sind uns da deutlich voraus", sagte Mairhofer. Dazu komme, dass auch in Osteuropa immer mehr Facharbeiter fehlen würden. So gebe es bereits in Polen Rückholaktionen. Ähnliche Maßnahmen seien auch schon in Ungarn feststellbar.

Fachkräfte sind gefragt

Rund 66 Prozent der heimischen Unternehmen glauben von der bevorstehenden Ostöffnung zu profitieren; sie suchen vor allem qualifizierte Arbeitnehmer, die in Österreich nicht ausreichend vorhanden sind, geht aus eine von Trenkwalder in Auftrag gegebenen Online-Befragung (Februar 2011) bei rund 400 Unternehmen hervor. Am meisten gefragt sind Mitarbeiter aus Ungarn, der Slowakei und Slowenien. Internationale Konzerne wiederum halten verstärkt nach Mitarbeitern aus Polen Ausschau. Den meisten Bedarf an Fachkräften aus den neuen EU-Ländern haben die Industrie und das Gewerbe, aber auch kaufmännisches und technisches Personal sowie Fachkräfte für das Gesundheitswesen und für den Bau seien gefragt.

Gesucht wird das Personal großteils wegen der Qualifikation und nur zu einem geringen Teil wegen möglicher Kostenvorteile. Grundsätzlich geht die Mehrheit der Unternehmen (65,3 Prozent) davon aus, von der Ostöffnung zu profitieren, nur 34,7 Prozent sagen dazu nein.

Anerkennung von Ausbildungen diffizil

Rechtlich gesehen bringt die Öffnung des Arbeitsmarktes nur eine wesentliche Änderung mit sich: Ausländerbeschäftigungspapiere sind künftig nicht mehr notwendig. Stolperstein hingegen könnte aber die Anerkennung von Ausbildungen sein, warnt Trenkwalder-Juristin Silke Höppel. Denn eine automatische Anerkennung erfolgt nur bei Berufsausbildungen, die im Berufsausbildungsabkommen aufgelistet sind, und das ist derzeit nur mit Ungarn, Deutschland und Südtirol der Fall. Die notwendige Anerkennung erhält der Betroffene im Wirtschaftsministerium und das könnte etwas dauern.

Kostenvorteile seien bei der Einstellung aus den betroffenen EU-Ländern nicht zu erwarten, meint Höppel. Das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz werde die Arbeitnehmer entsprechend schützen.

Schlecht informiert

Für Trenkwalder überraschend ist jedenfalls, dass laut Umfrage noch rund zwei Drittel der Befragten angaben, über die Neuerungen ab 1. Mai nicht informiert zu seien. Nur 37 Prozent fühlen sich mit den bevorstehenden Änderungen vertraut.