"Der Tourismus ist der wahre Jobmotor in Österreich und das bis in die entlegensten Regionen", rief das neue Präsidenten-Duo an der Spitze der Österreichischen Hoteliersvereinigung (ÖHV), Michaela Reitterer und Gregor Hoch, in Erinnerung. Seit 2002 habe sich die Zahl der Vollzeitarbeitsplätze um rund 25 Prozent auf 234.000 erhöht, in der Gesamtwirtschaft sei man im Schnitt nur auf ein Wachstum von etwa zehn Prozent gekommen.

Bei der Ausbildung sieht Reitterer aber extremen Reformbedarf. "Die Lehre muss sexyer und attraktiver für junge Leute werden." Nach einer Basisausbildung, die für alle gleich sein soll, würden verschiedene Spezialisierungen folgen. Auch müsste auf die modernen Anforderungen in Rezeption und Backoffice eingegangen werden. Doch dieses Modell habe die Gewerkschaft abgelehnt. Die Hotelierin wünscht sich auch wieder die klassische dreijährige Hotelausbildung. "Wir brauchen nicht nur Häuptlinge, sondern auch viele Indianer."

Die dynamische Hoteliersvertreterin will vor allem das Image vom schlecht zahlenden Arbeitgeber Tourismus korrigieren. "Wir bieten immerhin sichere Jobs im Inland, denn wir können unsere Schnitzel nicht in China panieren", gibt Reitterer zu bedenken.

Kurzes Zeitfenster

2013 wird ein Jahr der Zwiespältigkeiten. Einerseits retten die niedrigen Zinsen die Bilanzen der Hotels. Das Anlagevermögen der Branche ist in den letzten zehn Jahren um 129 Prozent gestiegen. Doch die Zinsen würden nicht mehr so lange auf niedrigem Niveau bleiben, warnt Universitätsprofessor Leo Chini (WU Wien). "Die Hoteliers haben noch ein Zeitfenster für billige Investitionen von zwei Jahren."

Andererseits ist 2013 ein Power-Wahljahr, in dem teure Wahlzuckerln befürchtet werden, die der Branche wieder den Rückenwind nehmen könnten.

So hat die Industriellenvereinigung vorgeschlagen, die Mehrwertsteuer auf die Zimmervermietung von 10 auf 22 Prozent anzuheben. Außerdem werde verdächtig laut über die Anhebung der Vermögens- und Wiedereinführung der Erbschafts- und Schenkungssteuer nachgedacht. "6000 Hotelbetriebe stehen in den nächsten Jahren zur Übergabe an. Das wird extrem teuer, wenn nicht die Vernunft regiert", sagt Präsident Gregor Hoch. Michaela Reitterer möchte die Nachfolgefrage besser geregelt wissen und schlägt die Gründung einer Übergabe-Börse vor. "Viele Betriebe haben aus verschiedenen Gründen keine Nachfolger mehr und andere wollen ein Hotel kaufen. Diese Interessenten wollen wir zusammenbringen."