Ist die Euro-Krise vorbei? Zumindest ist vorerst das Schlimmste ausgestanden, und die Beruhigung schlägt sich erstmals in erstaunlichen Zahlen nieder. Denn in der Vorwoche hat der Euro massiv an Wert zugelegt. Gegenüber dem Schweizer Franken erreichte er am Freitag mit 1,257 den 52-Wochen-Höchstkurs. Auch gestern hielt dieser Höhenflug an.

Erleichtert darüber ist vor allem die Schweiz. Denn die Schweizer Nationalbank (SNB) hatte seit eineinhalb Jahren verbissen einen Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro verteidigt, um ihre Exportwirtschaft zu stützen. Um diesen Kurs zu halten, musste sie massiv intervenieren: Sie druckte Schweizer Franken und kaufte damit rund 500 Milliarden Euro auf. Die SNB-Bilanzsumme hat sich praktisch verdoppelt. "Die SNB sitzt auf einem Riesenberg von Euros, damit ist sie stärker an das Schicksal des Euro gebunden", erläutert der Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank in Österreich, Christian Nemeth.

Nun muss die Kursgrenze nicht mehr künstlich verteidigt werden, der Euro ist "von allein" wieder im Wert gestiegen. Fachleute sehen darin ein Signal, dass die großen Hedgefonds, die auf einen Zusammenbruch der EuroZone gewettet hatten, diese Spekulationen nun zunehmend aufgeben. Entscheidend war, dass in der Sitzung der Europäischen Zentralbank am letzten Donnerstag keine weitere Zinssenkung beschlossen wurde. EZB-Chef Mario Draghi geht davon aus, dass sich die Euro-Zone deutlich stabilisiert hat. Er verweist darauf, dass die südeuropäischen Krisenstaaten derzeit kaum noch Refinanzierungsprobleme auf dem freien Kapitalmarkt haben.

"Nahe an der Parität"

Für das beispiellose Schweizer Währungsexperiment war das gleichsam Rettung in letzter Sekunde. Vergleiche mit japanischem Yen und englischem Pfund zeigen, dass der Euro ohne Stützung noch um weitere fünf bis zehn Prozent abgewertet hätte. "Wir wären nahe an die Euro-Franken-Parität gekommen, das wäre für die Schweizer Wirtschaft ein Schock", sagt Nemeth.

Ohne Stützung, so der Experte, wären Konkurse von Schweizer Firmen in den Branchen Maschinenbau, Elektronik und Textil unausweichlich gewesen. Hingegen seien Top-Branchen wie Uhren, Pharma und Nahrungsmittel "immun" gegen Kursschwankungen. Hätte der Kampf länger gedauert, hätte die Schweiz die Kursgrenze wohl sukzessive senken müssen.