Der tägliche Augenschein bestätigt den Zustand einer Branche, die vor nicht langer Zeit Wachstumskaiser war. Ein Mitarbeiter eines Baumarktes kurz im Gespräch mit einem Kunden: "Wenig los heute, oder?" Die Antwort: "Wundert's dich, wenn alle sparen?" 2012 hat den großen Ketten die Bilanzen verpfuscht, aber insgesamt geht es der Branche noch immer gut.

Von Jänner bis Oktober sind die Umsätze im Baustoffhandel "nicht dramatisch schnell" auf 3,6 Milliarden Euro gestiegen, erklärt Peter Voithofer von KMU Forschung Austria. Rund 3000 Betriebe zählt die Branche, beschäftigt werden an die 18.500 Mitarbeiter. Es läge nicht am fehlenden Geld, an geringer Kaufkraft, dass so mancher Baumarkt an der Kippe steht, berichtet Rudolf Schwarzl, Ausschussmitglied im Baustoffhandel der Wirtschaftskammer und Direktor im Lagerhaus Gleinstätten. "Es ist eine gewisse Sättigung erreicht." Sanierung, Wärmedämmung, Solaranlagen, Fotovoltaik sind zwar Hoffnungsbranchen, "aber Do-it-yourself ist bei der jüngeren Generation kein Zugpferd mehr."

Dass die Geschäfte vielfach trotzdem stimmen, zeigt der Ausbau des Bereichs Garten, in den viele Baumärkte investieren, "der Freizeitnutzen gewinnt an Wert", meint Schwarzl. Und viele der Probleme seien hausgemacht. Da stimmt Voithofer zu. Das Netz der Baumärkte sei dicht, "wie Österreich die meisten Handelsflächen in Europa hat". Daher ist der Konkurrenzdruck hoch, die Kunden kaufen dort, wo das Vergleichsangebot günstiger ist. Regionale Anbieter sind stärker verwurzelt als die großen Standorte der Ketten.

Expansion kostet Geld

Besonders getroffen hat es Baumax. Erst am Donnerstag wurde die Sanierung fixiert. Die Banken schießen 80 Millionen frisches Geld ein, die Eigentümerfamilie Essl legt zwölf Millionen dazu und die Banken verzichten drei Jahre auf Kreditrückzahlungen. 2011 und 2012 häufte Baumax mehr als 100 Millionen Euro Verlust an, die Kredite lauten auf 260 Millionen.

Obi meldet jeden sechsten Mitarbeiter in der Österreich-Zentrale in Wien zur Kündigung an, insgesamt 33 Personen. Man will die Zahl der Franchisenehmer verringern, die Eigenfilialen ausbauen, Verwaltung, Marketing und Werbung in Österreich und Deutschland vereinheitlichen. Obi gehört zur deutschen Tengelmann-Gruppe.

Hornbach schreibt noch immer satte Gewinne, aber im dritten Quartal sank der Gewinn um fast 41 Prozent auf 19,8 Millionen Euro. Vor allem das matte Geschäft in den Krisenländern, eine Folge der Expansion wie auch bei anderen Ketten, ist die Ursache.