Zur Schwarzmaler-Fraktion gehören Österreichs Top- Wirtschaftsforscher derzeit eindeutig nicht: Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes, und Christian Keuschnigg, Chef des Instituts für Höhere Studien, sehen die Talsohle der Wirtschaftskrise weitgehend durchschritten. Das Wifo hat für die Jahresprognose 2013 an seinen im September veröffentlichten Werten nicht einmal einen Zehntelprozentpunkt herumgedeutelt und alles beim Alten belassen. Real sollte die Wirtschaft 2013 um ein Prozent wachsen. Das IHS rechnet mit 0,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Heuer dürften sich gerade 0,6 bis 0,7 Prozent Plus ausgehen. Darin spiegeln sich vor allem die relativ schwachen Exportzahlen wider.

Für Aiginger lebt die Chance auf eine "kurze Krise". Die Stimmung nicht nur in Österreich, sondern in Europa sei ins Positive gekippt. "Die Rezession in der EU hat ein Ablaufdatum," proklamierte Aiginger, wenngleich die Rolle der südlichen EU-Länder in der globalen Wirtschaft offen sei, es noch keine volle Entwarnung gebe und der Politik die entscheidende Rolle zufalle: "Die Politik muss alles tun, um die wiedergekehrte Sicherheit zu stärken." Heißt für Österreich von beiden Instituten unisono: keine Wahlzuckerl 2013, keine Konjunkturpakete, weiter Schulden abbauen.

Basis für die optimistischen Konjunktureinschätzungen sind weniger harte Fakten als Befragungen etwa von Unternehmern. Solche "Vorlaufindikatoren" hatten zuletzt auch in Deutschland wieder ins Positive gedreht. Für 2014 sehen IHS und Wifo 1,8 Prozent Wirtschaftswachstum. Auf Raten von mehr als zwei Prozent wie vor der Krise 2008 werde man so bald nicht mehr kommen.

Nach den Konsequenzen aus dem Salzburger Finanzskandal befragt, meinte Keuschnigg: "Das schreit einfach alles nach einer zeitgemäßen Buchhaltung und ordentlichen Rückstellungen für Risiken." Grundsätzlich plädierte er auch für eine viel umfassendere Definition des Staatsschuldenbegriffs. So sollte auch einmal über die impliziten Staatsschulden der Zukunft etwa durch Pensionszusicherungen gesprochen werden. Dass die offizielle Staatsschuldenquote von rund 75 Prozent nicht annähernd die wahre Gesamtverschuldung der öffentlichen Hand darstellt, bestätigte auch Aiginger. Er sehe Österreich aber nicht in der höchsten Risikostufe.