Was ist ein Derivatgeschäft?

FRITZ KLEINER: Jeder kann eine Aktie kaufen und warten, ob sie steigt oder fällt. Dazu gibt es zwei Ertragsaussichten - die Dividende, die das Unternehmen auszahlt, und die Wertsteigerung. Diese ist marktabhängig und das ist das Interessante dabei. Da kennen sich aber schon acht von zehn Käufern nicht mehr aus. Das Derivat ist ein abgeleitetes Recht. Da kaufe ich das Recht, eine Aktie zu kaufen oder zu verkaufen, das ist die Aktie hoch zwei.

Was ist das Gefährliche an Derivatgeschäften?

KLEINER: Es kommt darauf an, mit welchen Inhalten das Geschäft ausgestattet ist. Man muss das Geschäft erkennen können und da wird es kritisch für Nichtinformierte. Derivatgeschäfte sind Optionen, bei denen man eine Wette eingeht. Das Verlustrisiko muss man bewerten können. Das sind hoch spezialisierte Rechenoptionen, die man kauft, aber das verstehen 9,9 von 10 nicht mehr, weil sie so komplex sind. Die Bezeichnung "Produkt", die Banken dafür wählen, ist grob irreführend.

Am Beispiel der Salzburger Landesbeamtin: Wenn man so tief im Schlamassel steckt, ist es möglich, durch Veranlagung wieder herauszukommen?

KLEINER: Selbst kommt man da nicht mehr heraus. Das ist ein trügerisches Spiel: Die Verkäufer der Produkte kennen ihre Lage ja und man bekommt noch mehr riskante Angebote. Wer Geld verspekuliert hat, muss mindestens die doppelte Summe zurückholen, wenn er nicht auffliegen will. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Verlust noch größer wird, ist sehr hoch.

Ist ein Verbot dieser Geschäfte für die öffentliche Hand sinnvoll?

KLEINER: Verbote helfen nichts. Ich sehe aber, dass die Distanz zwischen den Steuerzahlern, die das Geld "verdienen", und jenen, die das Geld ausgeben, unendlich groß ist. Diese Distanz muss unterbrochen werden, indem man die Verantwortung klarmacht, dass es sich um fremdes Geld handelt.

Müssen öffentliche Haushalte Geld überhaupt veranlagen? Und wenn ja, wie?

KLEINER: Natürlich muss Geld veranlagt werden, denn sonst liegt es nur herum. Aber vorsichtig, auch wenn das fad ist. Am besten in Werte, die nicht verlustig gehen. Aber ich bin kein Fachmann, ich selbst veranlage nicht in Wertpapieren, denn ich weiß, dass ich das nicht kann.

Wie soll eine wirkungsvolle Kontrolle aussehen?

KLEINER: Das ist im Prinzip einfach. Die Veranlagung geschieht bei den Banken, und für die gelten gesetzlich festgelegte Wohlverhaltensregeln. Die Bank müsste bei jeder Veranlagung auf der Unterschrift des Topverantwortlichen bestehen, das wäre in diesem Fall der Finanzreferent bzw. Landesrat. Dann weiß der auch Bescheid und wenn das danebengeht - er fühlt den Schmerz. INTERVIEW: HANNES GAISCH