Zwei Merkmale kennzeichnen den heimischen Arbeitsmarkt: Die Zahl der Arbeitslosen steigt nach wie vor stark an, aber auch die Beschäftigungsverhältnisse nehmen deutlich zu. Im Juli gab es bundesweit mit 3,443 Millionen Beschäftigten einen neuen Rekord. Die Zunahme gegenüber Juli 2011 machte 40.000 Personen oder 1,2 Prozent aus. Einen Grund für den Anstieg sehen Arbeitsmarktexperten in den immer stärker steigenden atypischen Beschäftigungsverhältnissen - Teilzeitarbeit, geringfügig Beschäftigte, Leiharbeit, freier Dienstvertrag, zeitlich befristete Dienstverhältnisse.

Frauen sind von dieser Entwicklung wesentlich stärker betroffen als Männer. Praktisch jede zweite Frau arbeitet nicht auf einem Vollzeitarbeitsplatz. Bei den Männern spielen solche Dienstverhältnisse eine viel geringere Rolle, die Quote liegt bei 14 Prozent. Über alle Berufsgruppen hinweg ist jeder dritte unselbstständig Erwerbstätige atypisch beschäftigt und das quer durch alle Bildungsschichten.

Furcht vor Rückschlag

Aus den Daten der Statistik Austria geht hervor, dass zwischen 2008 und 2011 die Zahl der atypischen Arbeitsverhältnisse um 46.000 gestiegen ist, im gleichen Zeitraum ging die Zahl der Vollzeitjobs um 51.000 zurück. Im Sozialministerium nennt man als Hauptgrund die Reaktion der Unternehmen auf die Konjunkturentwicklung. Auch in den kleineren Unternehmen steigt die Furcht vor Auftragsrückgang, beim Personal wolle man daher flexibel reagieren können, heißt es in der Wirtschaftskammer.

Im Arbeitsmarktservice Steiermark sagt Hermann Gössinger, man spüre eine stärkere Fluktuation im Segment der Leiharbeiter und hält als Ursache die Nachfrage nach Teilzeitkräften für möglich: "Exakte Statistiken gibt es dazu nicht." Die Beschäftigtenzahl in der Steiermark stieg seit Juli 2011 um knapp ein Prozent auf rund 491.000.

Der Branchenvertreter Zeitarbeit in der Wirtschaftskammer, Harald Aspäck, spricht von "keinem allgemein erkennbaren Trend". Die Leiharbeitsfirmen beschreiben die Lage ebenfalls unterschiedlich. Bei MPS erklärt man, bei Zeitarbeitern sehe man die Lage unverändert stabil. Manpower berichtet, die Nachfrage nach Zeitarbeitern seitens der Betriebe sei "auf jeden Fall gestiegen", wie eine Sprecherin sagt. HELLFRIED SEMLER