Es war eine spektakuläre Kehrtwende, kurz vor Ladenschluss. Der österreichische Investmentfonds TAP 09 übernimmt alle rund 900 Filialen von Schlecker Österreich sowie weitere rund 450 Standorte in Italien, Polen, Belgien und Luxemburg.

Die Erleichterung unter den 3000 Mitarbeitern in Österreich ist nach der monatelangen Zitterpartie groß. Wenngleich trotz der Freude aus einigen Filialen auch eine gewisse Zurückhaltung zu vernehmen war. Die Informationen, die bisher an die Mitarbeiter ergangen sind, seien spärlich. Eine der häufigsten Fragen: "Was bedeutet das für meinen bestehenden Arbeitsvertrag?". Die Gewerkschaft ließ daher bereits vorsorglich wissen, dass man auf die bestehenden Arbeitsverträge poche.

Der Neoeigentümer hat neben einer Standortgarantie auch angekündigt, dass man den Beschäftigten eine Weiterbeschäftigung anbieten wolle. Eine Insolvenz sei jedenfalls vom Tisch. Und überhaupt soll alles anders werden. Der Markenname "Schlecker" verschwindet, das Unternehmen soll zur Nahversorgerkette werden und künftig "daily" heißen, der tägliche Bedarf soll abgedeckt werden. So sollen künftig auch Frischwaren Eingang in das Sortiment finden.

"Mutiges Projekt"

"Die Marke Schlecker ist tot, daher ist ein neuer Name unumgänglich", betont Handelsexperte Peter Schnedlitz im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Insgesamt zeigt er sich aber eher skeptisch. Österreich sei mit rund 6000 Lebensmittelgeschäften und 2000 Drogeriemärkten ohnehin "overstored". Schnedlitz spricht von einem "mutigen Projekt", dem er zwar durchaus Erfolg wünsche, die Rahmenbedingungen seien jedoch äußerst schwierig. Schlecker verfüge über kleine Flächen und zum Teil über nicht sehr attraktive Standorte, an denen zuvor oftmals bereits andere Handelsketten erfolglos ihr Glück versucht hätten.

Welche Geldgeber hinter "TAP 09" stehen, ist offen. Alleingeschäftsführer und Alleingesellschafter der 2009 gegründeten "Turnaraound-Plattform", daher der Name TAP 09, ist der 67-jährige Unternehmenssanierer Rudolf Haberleitner. Er wollte vor zehn Jahren bei der damals insolventen Buchkette Libro einsteigen.