Mariano Rajoy hat's nicht leicht. Auf der einen Seite will der spanische Ministerpräsident ein großes Sparpaket schnüren und alleine in diesem Jahr, auch zulasten von Schulen und Krankenhäusern, insgesamt 45 Milliarden Euro einsparen - auf der anderen Seite schreien autonome Regionen und Banken um schnelle finanzielle Unterstützung. Während politische Spannungen also vorprogrammiert scheinen, rückt der Glaube an eine wirtschaftliche Konsolidierung der viertgrößten Euro-Volkswirtschaft in weite Ferne.

Rettungspaket folgt auf Rettungspaket

Mehrfach hat die Regierung Befreiungsschläge versucht und Rettungspakete für die Bankenbranche geschnürt, zuletzt bereits das vierte. Trotzdem muss sich Rajoy tagtäglich mit neuen Hiobsbotschaften herumplagen. Am Freitag wurde etwa bekannt, dass der marode, und ohnehin bereits teilverstaatlichte, spanische Sparkassen-Konzern Bankia noch stärkere finanzielle Unterstützung braucht. Wie aus Finanzkreisen verlautbart wurde, sollen 15 bis 20 Milliarden Euro an zusätzlichen Rettungsgeldern in das Institut, dessen Aktie am Freitag bereits am Vormittag vorübergehend vom Handel ausgesetzt wurde, fließen. Weil der Bankensektor ohnehin als Dauerbaustelle gilt - erst Ende der letzten Woche hatte die Ratingagentur Moody's die Bonität von 16 spanischen Banken herabgestuft - plant die Regierung nun die Schaffung einer großen Bank in Staatshand. Dort sollen die Krisenbanken Bankia, Catalunya Caixa und Novagalicia zusammengefasst werden.

Immobilien-Nachwehen

Noch immer leidet Spanien unter den Nachwirkungen der Immobilienblase, die 2007 und 2008 platzte. Die Arbeitslosigkeit stieg im ersten Quartal auf 24,4 Prozent - den höchsten Stand seit 18 Jahren. Für zehnjährige Staatsanleihen muss der südeuropäische Staat hohe 6,3 Prozent Zinsen zahlen. Als Reaktion auf die erneuten, schlechten Botschaften aus Spanien fiel der Euro auf 1,25 Dollar - so tief lag die Gemeinschaftswährung seit fast zwei Jahren nicht mehr.