Sie sind an der Uni Graz Professor für Soziologie. Sehen Sie in der Jugendarbeitslosigkeit eine Gefahr für die Gesellschaft?

MANFRED PRISCHING: Wir sprechen von Werten, die beachtlich sind, wenn man beim Eintritt ins eigenständige Leben das Gefühl vermittelt erhält, ich werde nicht gebraucht. Das halt Folgen für die Sozialisation.

Was meinen Sie damit?

PRISCHING: Die Stabilität. Ist die Masse der jugendlichen Arbeitslosen bereit, Wirbel zu schlagen, wenn sie aufgerüttelt wird, und in welche Richtung breitet sich eine Protestbewegung aus? Die weitere Frage ist: Was halten die europäischen Demokratien aus, wie gehen sie mit einer möglichen Herausforderung um?

Wer schlecht ausgebildet ist, bekommt kaum Arbeit, wer gut ausgebildet ist, sucht oft lang und vergeblich.

PRISCHING: In der Wirtschaft fehlt der Aufschwung. Da helfen auch unklare Vorstellungen eines Wachstumspakts nicht. Entscheidend wird sein, was ist schneller.

In welcher Beziehung?

PRISCHING: Durch einen Schub an Pensionierungen werden Arbeitsplätze frei. Die Unternehmen in Österreich klagen, dass ihnen Lehrlinge fehlen. Die demografische Entwicklung mit den geburtenschwächeren Jahrgängen könnte das Problem quasi von selbst lösen.

Wie lange kann eine solche Zeitspanne sein?

PRISCHING: Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, ob sich die Jungen ruhig verhalten oder aufstehen und sich engagieren, für ihre Zukunft auch zu kämpfen.

Unternehmen berichten nicht selten, Lehrlinge kämen immer öfter mit unzureichenden Grundkenntnissen aus der Schule.

PRISCHING: Für Unternehmen werden die Besseren bei der Lehrstellensuche vorne sein.